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Auch aus der Gruppe der Moostiere (Lrzwsoa) besitzt die Mark einen Ginwanderer, der deshalb besonders interessant ist, weil er den Weg über das Meer aus seiner nordamerikanischen Heimat zu uns gefunden hat. Dieses in Tierstöcken von flacher Krustenform oder Kugelgestalt von Walnußgroße lebende Tierchen (keetl- natollg. muAuiklen) fand man im Jahre f883 bei Hamburg, M>2 in der Havel bei Spandau und fZOö in der Mder bei Breslau.
Selbst aus der Klasse der II^äroLoon vom Stamme der Ooolenterateu oder Pflanzentiere ist eine zugewanderte Art zu verzeichnen, denn aus den salzigen Fluten des Meeres fand tiorä^Ioxbora Inonstris ihren Weg in das süße Wasser des Binnenlandes und paßte sich dort den neuen Verhältnissen an. Außer bei Hamburg, Rostock, Magdeburg und Halle ist sie einwandfrei nachgewiesen nicht nur hart an der Grenze Brandenburgs bei Fürstenberg i. M., sondern auch in den Gewässern bei Rüdersdorf, an der Woltersdorfer Schleuse (f878—80) und im Müggelsee.
Der natürlichen Ginwanderung gewisser Tiere muß die Ginführung anderer gegenübergestellt werden. Abgesehen von Haustieren und Dam- und Rotwild (s. o.) ist sie stets fehlgeschlagen, so jene von Wisent und Glch in den Jahren i,68i und s688.
Die Notizen, daß im Jahre >596 ein Mann verhaftet wurde, „weil er einen Bären gefangen auf Kurfürstlicher Wildbahn", und daß „l625 sä junge Bären in Preußen aufgefangen und nach der Neumark gebracht wurden", zeigen, daß man des edlen Weidwerks zuliebe sich nicht scheute, Raubtiere einzuführen.
Relikte.
Repräsentieren uns einerseits die einwandernden Tiere den jetzt vor sich gehenden Wechsel der Fauna, so zeigen uns andererseits gewisse Tierarten, welche sich nur an einzelnen Grten, zumal in den tieferen Seen finden, daß früher eine andere Fauna geherrscht haben mag, aus der sie allein sich bis auf die Jetztzeit erhalten haben. Diese Annahme wird zur Gewißheit, wenn wir (unter Berücksichtigung dessen, was uns die Geologie lehrt) diese Tiere in Gegenden mit anderem meist kälterem Klima wiederfinden. Wir bezeichnen sie als Relikte. Gft ist es schwer, Ginwanderer- und Reliktetiere zu unterscheiden, hielt doch Nehring die ^rvieola ruttieops, die jetzt in Finnland heimisch ist, für ein Relikt, während ich sie als Ginwanderer bezeichnen zu müssen glaube. Die Grforschung der tiefen Seenbecken hat einige sehr interessante relikte Krebse zutage gefördert, und zwar kallnsiellg. luaäripns, I'ontoporoin atkinis und rslieta aus dem Knterückersee, dem Soldiner 5ee und manchen anderen. Bei der außerordentlich weitgehenden Verbreitung, welche die Krebse aus der Gruppe der Lranebiopoäen in der Vorwelt besaßen, könnte man auch den nur stellenweise auftretenden ^.xn8 xi-orluetns (Berlin) als Relikt bezeichnen. Gr sowohl wie eaneri- kormis hat die Fähigkeit, das zeitweise Austrocknen seines Heimattümpels zu überdauern. Mit dem Versiechen des Wassers verschwinden die Krebse oft für lange Jahre und treten dann nach Überschwemmungen und heftigen Regengüssen wieder massenhaft auf. Die Grklärung dieser auffallenden Erscheinung liegt in der Fähigkeit der Gier, in dem ausgetrockneten Schlamm lange Zeit entwicklungsfähig zu bleiben. Gs