Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
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ist sogar durch wiederholte Beobachtungen erwiesen worden, daß sich die Eier inein nur dann entwickeln, wenn sie zuvor längere Zeit trocken gelegen haben.

Auch relikte Eigenschaften, wenn der Ausdruck erlaubt ist, finden sich bei man­chen Tieren und prägen sich gerade in unserer Provinz sehr scharf aus.

Zn der Glazialzeit ragten die nordischen Gletscher herein bis in unsere Pro­vinz. Der alte Urstrom schickte seine Wassermassen am Fuße der Gletscher von Vst nach West zum Atlantischen Vzean. Zm Süden erhob sich der vergletscherte Harz. Zwischen beiden lag das breite Tal des Urstroms. Diesem folgten die im Herbst wärmere Klimate aufsuchenden Vögel. Sie haben nicht nur den Wanderdrang auf ihre Nachkommen vererbt, auch die Zugrichtung haben die letzteren ohne zwingenden äußerlichen Grund beibehalten. Kraniche und Gänse durchziehen unsere Provinz von Vst nach West. Die grauen Krähen, aus dem weiten russischen Ländergebiet kommend, mieden im Norden die Gletscher, im Süden die vereisten Gebirge und folgten dem Urstrom, an dessen Ufern sie Nahrung fanden; noch heutigentags ziehen öie Krähen in einer stark besuchten Zugstraße am Südufer des sogenannten Thorn Eberswalder Strombettes her. Tausende kann man zur Zugzeit Zahr für Zahr sehen, wie sie ohne besonderen Anlaß denselben Weg wandern, den ihre Vorfahren wählen mußten.

Ausgestorbene Tiere.

Schon oft ist die Frage aufgeworfen worden, wohin die in Feld und Wald sterbenden Tiere kommen? 5ie verschwinden für unser Auge, denn verzehrt von Raubtieren, ausgefressen von Aaskäfern, Fliegenmaden und Würmern, oder ver­arbeitet von Bakterien- welche den als Fäulnis bezeichnten Zersetzungsvorgang be­dingen, sind die Weichteile bald zerstört; die Knochen und festen Schalen oder Ge­häuse bedecken anschwemmender Schlamm, vom Wind darübergewehter Sand oder die im Herbste fallenden Blätter der Bäume.

Reste kürzlich gestorbener Tiere haben im allgemeinen kein Interesse, Reste der vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden lebenden Tiere können unsere Aufmerksam­keit auf sich lenken; wenn sie beweisen, daß eine nicht mehr in der betreffenden Gegend lebende Tierart dort vorgekommen ist, gewinnt der Fund an Bedeutung: dies wird z. B. vom Llch, Biber, Wolf, Bär u. a. gelten, wenn aus dem Fundört geschloffen werden kann, daß sie aus vorgeschichtlicher Zeit stammen, lassen sie erkennen, welche Tiere in früheren Lntwicklungsperioden der Erde gelebt haben. Diese entwicklungs­geschichtlichen Darlegungen des märkischen Bodens sind in einem früheren Kapitel von berufener Feder gegeben worden. Hier soll in Kürze die ausgestorbene Fauna besprochen werden.

Um sie zu finden, muß man in Kies- und Tongruben, in Torfstichen, an Lisen- bahndurchschnitten, bei Ausschachtungen aller Art und Tiefbohrungen Nach­forschungen anstellen.

Die fossilen Tierreste der Provinz Brandenburg zerfallen in zwei große Gruppen, denn sie gehören entweder solchen Tieren an, die in unserer Ulark gelebt haben uns

Brandenburgifche Landeskunde.