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Uber die körperliche Beschaffenheit der branden bürg heben Bevölkerung liegen ab schließende Untersuchungen nicht vor. Das wenige Wlaterial, das durch die militärischen Untersuchungen der Gestellungspflichtigen veröffentlicht wird, scheint nur das Sinken der Wehrtüchtigkeit iu den industriellen Bezirken zu bestätigen. Die naheliegende Ver- mutung, daß in Gebieten mit vorwiegend wendischer Bevölkerung sich im Körperbau Abweichungen und Verschiedenheiten von der rein oder hauptsächlich deutschen Bevölkerung zeigen müßten, wird zwar in einem beschränkten Sinne durch andere Untersuchungen bestätigt, doch treten dabei Ergebnisse zutage, die wiederum die Einheitlichkeit einer solchen Bevölkerungsverschiedenheit erheblich erschüttern. Uns stehen hier nur die Ergebnisse der Untersuchungen zu Gebote, die auf Veranlassung von Rudolf Virchow f875 über die Augen-, Haut- und Haarfarbe der damaligen deutschen Schuljugend eingeleitet worden sind? Sie ergaben, daß die Provinz Brandenburg nach dem Stande ihrer Bevölkerung eber dem nordischen blondhaarigen und blauäugigen, als dem dunkeläugigen brünetten Typus zuzuweisen ist. Von den einzelnen Kreisen haben von je fOO der untersuchten Schulkinder fünf bis zehn den braunen Typus in der ganzen westlichen Hälfte, mit Ausnahme von (Dsthavelland und Teltow, in denen der Prozentsatz der braunhaarigen aber auch nur auf ff—f5 steigt. Die gleichen Verhältnisse zeigen die Kreise Niederbarnim, Vber-
barnim, Angermünde, prenzlau, Lebus, Königsberg, Soldin, Landsberg, Friedeberg, West- und Oststernberg, Züllichau-Schwiebus, Trossen, Sorau, Tottbus, Talau und Spremberg. Auffallenderweise schiebt sich in die zusammenhängende östliche Hälfte eine hellere Zone vor, die von den Kreisen Jüterbog, Luckau, Beeskow-Storkow, Lübben und Guben vertreten wird, die sich sprungweise weiter nach Osten sortsetzt und mit dem blonden Gebiete Pommerns, wo der Prozentsatz der Blonden im Durchschnitt 42,64 beträgt,^ in Verbindung steht. Dadurch ist das Gebiet mit ff—f5 Brauner von dem südöstlichen Gesamtgebiet nahezu losgetrennt und die Vermutung gerechtfertigt, in der helleren Zwischenzone die stärkste Straße der deutschen Rückwanderung zu sehen. Berlin, die Stadt Europas mit der größten Zuwanderung, steht mit f6 bis 20 der Braunen in der
h Rudolf Dirchow: Gesamtbericht über die Untersuchungen der deutschen Bevölkerung. Archiv für Anthropologie XVI, S. 275 f.
h Den größten Prozentsatz Blonder in Norddeutschland stellt Schleswig Holstein mit 45,5«. Dann folgen in absteigender Richtung Oldenburg mit 42,75, Pommern mit 42,64, Utecklenburg- Strelitz mit 42,65, Mecklenburg-Schwerin mit 42,05, Braunschweig mit 41,0z und Hannovcr mit 4t"/o. L>gl. R. virchow! Sitzungsberichte der Kgl. preuß. Akademie der lvissenschaften z» Berlin vom 2y. Januar 1885 .