Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Eines der ältesten Häuser, das wohl schon aus dem >.7. Jahrhundert stammt, läßt in dem unverhältnismäßig großen Küchenraum noch die einstige Diele erkennen (Abb. 28). Da das angegliederte Scheunen- und Stallgebäude nach Aussage des Besitzers s77st errichtet, das Wohnhaus aber älter ist, so sind die dem Hause einst unmittelbar anhän­genden Ställe wahrscheinlich diesem Anbau zum Opfer gefallen. In dem Dorfe Rohr­beck bei Spandau, das früher nur Dielenhäuser ((88st noch 5) besaß, standen vor wenigen Jahren noch zwei, die durch Inschriften für s77H bzw. s77? festgestellt sind. Beide lassen besonders die Dreiteilung des Altsachsenhauses deutlich erkennen (Abb. 2st). Halls einmal Ställe in dem Hause vorhanden waren, was unwahrscheinlich ist, dann sind sie früh schon entfernt und Wohnräume bzw. Kammern an ihre Stelle getreten. Der Herd ist nach vorn gerückt, um die benachbarte Stube mit zu erwärmen; nach einzelnen An­deutungen am Ukauerwerk scheint er indessen früher am Ende des Hauses gelegen zu haben.

Aus diesen Ubergangsformen ist das eigentliche Dielenhaus hervorgegangen, das in seinem ganzen Aufbau und in der Verteilung der Räume von dem Herd und dem

Abb. Zo. Haus in Aerkow.

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Abb. sis. Haus in j)renden.

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Abb. 52 . Haus in Wichmannsdorf.

ihn umgebenden mächtigen Schlot abhängig ist. Der Herdraum bildet die Mitte des geviertförmigen, in seinem unteren Teile gemauerten, nach oben sich zu einem gewaltigen hölzernen und lehmverkleideten Schlot verengernden Baues. In einer Ecke steht der massive Herd; eiserne Krammen mit Haken dienten früher zum Aufhängen der Räucher­waren, werden aber heute kaum noch benutzt. Vor dem Herdraum liegt eine kleine Diele, von der rechts und links Türen in die Wohnstuben gehen. Eine Hintertür führt vom Herdraum, bisweilen durch eine kleine Hinterkammer, in den quer durch das Haus gelegten Stall. Wo er noch benutzt wird, steht das Vieh mit dem Kopf nach der Wand gewendet, was der altsächsischen Gepflogenheit widerspricht, hier aber begründet ist, weil die Jauche sich besser nach der der Langseite nahen Düngergrube ableiten läßt (Abb. 30 u. 3s).

Unverkennbar trägt dieses Haus die Züge eines höheren Alters an sich, als die oben erwähnten, die der alten Berlin-Hamburger Verkehrsstraße naheliegen und auch

westlichen Turmeingang bevorzugen. Dagegen fällt die Ausbreitungszone des oberdeutschen Hauses zusammen mit den romanischen Kirchen mit Südeingang. Siehe Robert Melke, Globus I.XXXIV, lyOZ, S. 2 (mit Karte).