Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
51
Einzelbild herunterladen

Weise ein Durchgang durch das Haus gewonnen, wenn dieser nicht zu einer Kammer umgeschaffen wird. In einem solchen Halle haben wir eine Entwicklung, in der sich das fränkisch-oberdeutsche und das wendische Haus begegnen. Während das erstere aber keineswegs an die zentrale herdstelle festhält und den Herd mit Vorliebe in den Hlur stellt, beharrt der wendische Herd bei der Wittelpunktlage und wird als ein besonderer Teil im Flure von Wauern umschlossen. In Trebichow bei Trossen erscheinen sogar die Stube und die dahinterliegende Kammer lediglich als eine spätere Einteilung des einst einheitlichen, mit Heuerstelle versehenen Raumes (Abb. 5 t)- Immer drängt sich in alten Häusern die Beobachtung auf, daß die neben dem Hlur bzw. neben der Heuerstelle liegende Stube ehemals nur eine Halle war, in die andere Gelasse erst nachträglich und nicht immer vollständig eingefügt worden sind. Selbst in den Spreewald, der keineswegs die ältesten hausformen hat, kann man die Nachwirkung des alten Typus verfolgen. Wilibald von Schulenburg, der beste Kenner dieses Gebietes, hat einen Häusergrundriß veröffentlicht/) der aus der Dreiteilung Stube, Hlur und Stube besteht. Alle diese Räume haben rück-

I

Abb. sp Bauernhaus in Trebichow.

Abb. 52. Haus in Burger-Raupen.

Abb. 53. Haus in Burger-Raupen.

wärts eine Abtrennung, die bei dem Hlur zur Küche wird, von der aus die Stubenösen geheizt werden. Die den Stuben abgewonnenen Kammern sind entweder mit Tür ver­sehen oder offen oder fehlen selbst, wie die Zwischenwand von Hlur und Küche, völlig. Es tritt also auch in diesem seltsamen Gemisch von Kultur- und Urform die ehemals ungeteilte Gestaltung des Wohnraumes und die Abhängigkeit seiner Heizvorrichtung von dem alten Herdraum deutlich hervor?) Ja selbst in einem kaum 50 Jahre alten Spree­waldhause, das nur zwei Stuben einschließt, ist die moderne Küche so in die nur durch eine dünne Wand getrennte Stube hineingedrängt, daß die alte Überlieferung des Zu­sammenhanges von hcrdstelle und Stube sofort in die Augen springt (Abb. 52 u. 53)?)

H Zeitschrift für Ethnologie ts, (88S, 5. Z23f.

2) Oie a ten Hauser, die Hrof. Jeuuch (88-t j,, den Verhandlungen der Berliner Anthro­pologinnen Gesellschaft (5. 43H) veröffentlichte und die sich auf die Vrte Buderose ((7I5), Loschen, Rumuiro, G,a»o, Grorbo, Großbösitz, Guben, Gsterbcrg, Haideschäferei, Horna, Jeßnitz, Lacvitz, Bimuaschkleba. Glsig, jdlesse, Pohlo, Smiedlow, Schladen, Schlagsdorf, Starzeddel, Steiusdoif, Strega Taubeudorf, Treppelu, Vogelfang und tvellho beziehen und als älterer Typus bezeichnet werden, lass,-,, dieselbe Vermutung zu.

ch Mau ve-gleiche hiermit den Grundriß eines oberlausihischen Hauses, den R Andrer in seinenlvendis.nen tvauderstudieu" S. KZ veröffentlicht, der den Stubenofen (Ractielje) in den ungeteilten Herdflur reichen läßt, und man wird au-t> hier e> kennen, daß das wendische Haus doch ein anderer (Organismus ist als das fränkisch-oberdeutsche.