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Die große Schenkstube, die die ganze linke Seite des Hauses einnimmt, ist nicht von dem Zwecke bedingt, denn es ist gerade diese große, von drei hauswänden und der Flur- bzw. herdwand eingeschloßene Wohnstube eine sehr bemerkenswerte Eigentümlichkeit der alten wendischen Häuser/) Ein Haus in dem waldumgebenen Dors herischke, südlich von Forst, gestaltet einen Schluß auf die Umwandlung, die der Herdraum in den letzten Jahrhunderten durchgemacht hat (Abb. 49 ). Noch ist der ursprünglich einheitliche und schornsteinlose Herdraum erkennbar, auf dem der niedrige Herd wohl einst frei an der Wand stand, hier hat er eine Ummantelung auf drei Seiten erhalten, die sich nach oben mit der rückwärts aufgebauten kurzen Mauer zum Schlote verengt. Zn dem Winkel zwischen dieser und der Flurmauer ist die Feueröffnung des Zimmerofens. Noch aber ist in Erinnerung an die alte Herdstellung die eine Seite nach dem Flur nicht geschlossen. Neben dem Flur haben wir wieder die große ungeteilte Wohnstube mit dem von außen heizbaren Ofen. Ein schwacher Versuch zur Teilung ist durch eine kurze Mauer gemacht, um die halbfinsteren Schlafstellen von der Stube leicht abzutrennen. Dieser zum Teil offene Raum begegnet uns unter dem Namen „Alkoven" in der ganzen Niederlausitz
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Abb. q. 9 . Haus in Jerischke. Abb. so. Haus in Strado.
und nördlich bis Fürstenberg a. G. Als eine alkovenartige Erweiterung ist vermutlich der speicherartige Anbau aufzufassen.
Sehr altartige Häuser sind in den Dörfern zwischen Talau und Triebe! erhalten, von denen solche aus Ogrosen und Strado genannt seien. Bei ihnen (Abb. 50) ist der Herd von allen vier Seiten mit Wänden ummauert, die sich nach oben zu dem Schlot verengern. Nur eine Türe führt in diese bisweilen „schwarze Aüche"°) (Trebichow bei Trossen, Heidenau und Günthersberg) genannten Herdraum. Eine Seite dieses Raunies, der sein Licht von oben oder durch die Türe erhält, bildet wieder die Stube und Flur trennende Wand, die übrigen stehen frei inmitten des großen Flures, gewissermaßen ein besonderes Haus im Hause bildend. Der am Ende liegende frühere Auhstall ist durch eine Blockwand vom Flur getrennt, die durch vier davor gestellte j)fosten gestützt wird. (Diese interessante Aonstruktion wird uns noch weiterhin beschäftigen.) Wenn auch die andere Flurwand unmittelbar an die herdmauer herantritt, dann wird der Herdraum durch eine zweite Tür mit dem hinter ihm liegenden Flurteil verbunden und auf diese
tz wendisch ist hier nicht in der Beschränkung auf die Lausitzer Menden gebraucht, sondern bezieht sich auf alle östlichen Dörfer, bei denen slawische Einflüsse anznnehmen sind.
9 Diese „schwarze Küche" spielt im Osten, in Vst- nnd Westpreußen, Posen und Polen eine nicht unwichtige Rolle und leitet wie das atrium der Römer in eine weit zurückliegende Jeit. Sie legt aber auch nabe, diese östlichen Gebiete als eine bestimmte Tz'penzone dem oberdeutschen Hause entgegenzustellen.