Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Die Wohnung.

Die Rüche. Von den einzelnen Räumen des Hauses erscheint verhältnismäßig, am größten die Herdstelle, die in dem Nlaße zusammenschrumpft und unbedeutender wird, in dem sie sich der modernen Rüche annähert. Noch vielfach erinnert in dem Bauern­hause dieser Herdraum an die Urzeit, in der sich der Herd mitten in dem einzelligen Hause erhob. RAt der Abtrennung der Rüche ist der schon vorher an die Seite gerückte Herd höher geworden und in feste Verbindung mit dem Stubenofen gebracht. Von der größten Bedeutung für die Entstehung der Rüche war jedoch das Betreiben der Landes-

Abb. SA. Alte Aüche in Geltow. Abb. 70 . Lchwitwogen in ltloor.

Aufnahme von Marie Goslich. Ausnahme von Manh e m Lenken.

fürsten, die Häuser mit Schornsteinen zu versehen; denn seit der Rauch nicht mehr durch das ganze Haus ging, sondern durch einen Rauchmantel in den Schornstein und ins Freie geleitet wurde, war die Rüche in ihren Grundlagen vorhanden. Der Rauchmantel, der mit seinen Fundamenten auf der Erde stand, bildete mit seinen vier Wänden bereits eine Rüche. Sie brauchte nur mit einem Vorraum vereinigt zu werden, um sie den modernen Verhältnissen schon nahezubringen, wenn auch die ursprüngliche Bedürfnislosigkeit noch in mancher Bauernküche nachklingt (Abb. 6st). Selbst in dem altsächsischen Hause, das seinem ganzen Organismus nach am meisten dem Schornstein widerstrebt, ist der letzte offene Herd schon seit Jahrzehnten in Brandenburg verschwunden. Dagegen ist der schon erwähnte Schwibbogen zur charakteristischen Herdform geworden, die in ganz Nord­westdeutschland verbreitet ist (Abb. 70 ). Sie ist gewissermaßen ein Kompromiß, um den offenen Herd in das zu einer Wohnküche gewordenen Fiel hinüberzuretten. Denn immer