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Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
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59(m) zu 72(w) Lebensjahren auf(2001), der größenordnungsmäßig sowohl für die städtische wie auch die ländliche Bevölkerung gilt(vgl. Tab. 5.3.2-1).

Tab. 5.3.2-1: Mittlere Lebenserwartung der Bevölkerung Russlands bei der Geburt 2001(Lebensjahre)

Städtische Bevölkerung Ländliche Bevölkerung [gesamt|_M|_W| gesamt|_M_|_W| gesamt

Quelle: DEMOGRAF. EZEGODNIK Rossır 2002, S. 106(verändert). Die Werte für die ländliche Bevölkerung unterscheiden sich nur wenig von der Situation in den Städten.

Die Höhe der Differenz zwischen Männern und Frauen lässt sich keinesfalls geschlechts­spezifisch begründen, sondern weist auf Fragen hinsichtlich der Genese der Lebensver­hältnisse hin. Besonders bedenklich erscheint, dass in den 90er Jahren ein Anwachsen der altersspezifischen Sterblichkeitsrate unter den arbeitsfähigen Altersjahrgängen der Männer zu beobachten war(vgl. BONDARENKO 2000, SS. 73). Auf dem Lande betrug so 2001 die Zahl der Todesfälle je 1 000 bei der männlichen Altersgruppe von 40/44 Jahren 13, von 45/49 19 und von 50/54 Altersjahren 26 Sterbefälle(vgl. DEMOGRAF. EZEGODNIK Rossır 2002, Tab. 5.2). Die Frage nach den Ursachen der hohen Mortalitätsraten stößt auf einen Komplex von ungesicherten Lebensverhältnissen, Verlust von Wertorientierun­gen und Folgeerscheinungen wie gesteigerter Alkoholismus und zunehmende Morbidität. Von Bedeutung für die hohe Sterblichkeitsrate insgesamt ist auch die relativ hohe Säuglingssterblichkeit auf dem Lande, Ausdruck auch gesunkenen Standards medizini­scher Versorgung. Sie betrug 2001 auf dem Lande 17°/o.

Ein Blick auf die regionale Verteilung der mittleren Lebenserwartung der männlichen länd­lichen Bevölkerung lässt beträchtliche Unterschiede erkennen(vgl. Abb. 5.3.2-1).

Im ländlichen Raum(ländliche Siedlungen) der Zentralregion zeigen sich deutliche Paral­lelen zwischen der hier besonders gravierenden wirtschaftlichen Schwäche des Agrarsek­tors, der langzeitlichen demographischen Probleme vieler Gebiete und der Lebenserwar­tung der Dorfbevölkerung. Während hier die Lebenserwartung der weiblichen Bevölke­rung dem Landesdurchschnitt(72 Jahre) entspricht, beträgt sie bei der männlichen Bevölkerung nur unterdurchschnittliche 56 Jahre(DEMOGRAF. EZEGODNIK ROss!ıl 2002, S. 106 f.). Besonders auffällig sind die niedrigen Werte für die strukturschwachen Gebiete Smolensk(53 Lebensjahre), Twer(52 Lebensjahre) und Tula(53 Lebensjahre). In Südrichtung wächst in den stark agrarwirtschaftlich geprägten Räumen der Zentralen Schwarzerde-Region die Lebenserwartung zu überdurchschnittlichen Werten(58 Lebens­jahre) an und erreicht fast im gesamten nordkaukasischen Agrarraum Werte über 60 Lebensjahre(ebenda).

Auch in dem agrarwirtschaftlich wichtigenwestsibirischen Agrardreieck zwischen Omsk und dem Altai liegen überdurchschnittliche Werte der Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung(> 57 Lebensjahre) vor. Auffällig ist jedoch dann wieder die sehr geringe Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung in ländlichen Siedlungsräumen Ostsibi­riens. Selbst für den Krasnojarsker Krai und im Gebiet Irkutsk wurden nur Werte nahe 55 Lebensjahren errechnet, ganz zu schweigen von den dramatisch niedrigen Angaben für ethnisch teilweise nichtrussische Siedlungsräume wie die Chakassiens(54 Lebensjahre), der burjatischen Exklave von Ust-Ordynski(54 Lebensjahre), dem autonomen Bezirk der Tschuktschen(50 Lebensjahre) und der Republik Tywa(Tuwa) mit nur 49 Lebensjahren (ebenda).

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