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Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
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Auf< 2% der Landesfläche der Föderation lebten hier 2002 mit 10,7 Mio. Einwohnern 7,4% der Bevölkerung Russlands. Die Bevölkerungsdichte der Wirtschaftsgroßregion beträgt 41 Ew./km?, im westlichen Teilraum(Belgorod, Woronesh, Lipezk) höher als im Ostteil. Obwohl die Fast-Millionenstadt Woronesh(2002 902 000 Ew.) die anderen Ge­bietshauptstädte nach Bevölkerung und Wirtschaftskraft überragt, dominiert ihre Zentralität im Allgemeinen nur die eigene Oblast.

In der Wirtschaftsgroßregion lebten 2002 mit> 4 Mio. Ew. 30% der Gesamtbevölkerung in ländlichen Siedlungen und damit lag die Region auf einem Spitzenplatz in Russland. Die Stadtbevölkerung ist dabei besonders auf die Gebietshauptstädte konzentriert, wäh­rend das Netz der Mittel- und Kleinstädte ähnlich den Verhältnissen in der Zentralregion unterentwickelt ist.

Tab. 6.2-2: Die Gebietszentren der Zentralen Schwarzerde-Region Russlands 2002

Gebietszentrum Bevölkerung Gebietszentrum Bevölkerung (in 1000, 1.1.2002)(in 1000, 1.1.2002)

Quelle: Cislennost Naselenija Rossijskoj Federazii 2002, S. 52-54.

Noch im 19. Jahrhundert galt die Region als Hauptlieferant von Getreide und Zucker in die industriellen Schwerpunkte Russlands, hat aber seitdem durch die Konkurrenz des Nord­kaukasus, der Wolgaregion und Westsibiriens stark an Bedeutung eingebüßt. Dennoch wird sie auch heute als eine der wichtigsten Agrarräume Russlands angesehen. Hier wurden 15% des Getreides der Föderation(1998/ 2002) eingebracht und 2002 60% der Zuckerrüben sowie 11% der Milch Russlands produziert(nach ROSSIJSK. STATIST. EZE­GODNIK 2003. S. 87 f., 412, 420).

Landschaftseignung

Den naturräumlichen Hintergrund der Zentralen Schwarzerde-Region bildet das Steppen­land zwischen der Mittelrussischen Höhe im Westen, dem Oka-Don-Tiefland im Zentrum und den Wolgahöhen im Osten. Die ursprüngliche Steppenvegetation ist bis auf geringe Reste(Schutzgebiete) zurückgedrängt und nahezu drei Viertel des Landes sind in agrari­sche Nutzung(davon 80% Ackerland) genommen. Die sommerwarmen klimatischen Verhältnisse in Südrussland gleichen denen in den kanadischen Kornkammern von Alberta und Saskatschewan(WEISCHET/ENDLICHER 2000, S. 132) und verhelfen in Verbin­dung mit den günstigen edaphischen Bedingungen(Graue Waldböden, Schwarzerden) zu ursprünglich optimalen natürlichen Voraussetzungen für den Pflanzenbau(vgl. Kap. 3.3.1.2).

Im nördlichen Teil der Waldsteppen haben sich Graue Waldböden auf lehmigen Substra­ten in einem Gürtel zwischen Orjol und Mordwinien ausgebildet, die nach Süden in degradierte und später typische Chernozeme auf Löß übergehen. Die Fünfjahresmittel des Getreideertrags liegen zwar insgesamt über dem Landesmittel(16 dt/ha), spiegeln aber das vorhandene natürliche Potential nur ungenügend wider. Durchschnittlich lagen die Erträge oblastweise bei 18/19 dt/ha, lediglich das an der ukrainischen Grenze gelegene Belgorod(22 dt/ha) ragte 1997/2001 heraus(berechnet nach SELSKOE

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