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AN dem Verkehr wurden die Neckereien und Schnurren, die man sich von Vrt zu Ort gegenseitig nachsagte, weit über einen engeren Bezirk getragen. Me der handwerks- bursche die Wahrzeichen genau studierte, um in der Zunftstube darüber zu berichten, so heiterte er auch die Versammelten mit den Schnurren auf, die er von den einzelnen Ortschaften in der Erinnerung hatte. Das Havelland als Schmeerland (von altnordisch smior-Butter, da hier die berühmten Butteranstalten lagen), ist ebenso wie die Ortsneckerei von den Staakenern:
In Stoaken
Da eten de Bnern det Fleesch von de Unoaken.
darum über die Provinz hinaus bekannt geworden, weil hier die große Verkehrsstraße Berlin—Hamburg hindurchging. Die „Mutter Gottes von Treuenbrietzen" hat aus demselben Grunde die Zeit des Katholizismus überlebt. Man könnte ein eigenes Buch schreiben über die Scherze, die auf diesem Wege verbreitet wurden, die unter Umständen auch in der berühmten Dichtung- und Bildergalerie erschienen, die unter der Firma: Gustav Kühn in Neu-Ruppin" selbst zu einem scherzhaften Wandelwort geworden ist.
Speise und Trank.
Brandenburg ist keineswegs ein Sand, darinnen Milch und Honig fließt. Zm Gegenteil I Was der Boden dem Bewohner bringt, muß er im Schweiße seines Angesichts erarbeiten. Darum ist das Volk aber auch dankbar für das, was es erwirbt. Keine Strafe ist hart genug, die in den Sagen den Spötter trifft, oder den hartherzigen, der in der Not seinen Überfluß den hungernden vorenthält. Er treibt als mitternächtlickies Wesen seinen Spuk und findet keine Ruhe im Grabe. Wir hören auch nichts vom Schlemmen und jDrassen; was die Sagen erzählen von untergegangeiien Städten und Dörfern, deren Bewohner in Üppigkeit dahinlebten, bezieht sich mehr auf die gottlose Gesinnung und auf die Sittenlosigkeit als aus lukullische Neigungen, die vereinzelt nur in goldenem Tischgerät angedeutet werden. Es scheint auch, als ob die kärgliche Nahrung ganz gut angeschlagen sei, denn Nachrichten von einem recht hohen Alter werden häufig gegeben. Zn Berlin starb ein Ascher von 1 10 Zähren; genau sOO Zahre später werden hier unter den in l-s Tagen Verstorbenen nicht weniger als 14 erwähnt, die ein Alter von 81 bis 88 Zähren erreicht hatten.
Dagegen erforderte es der Brauch, daß bei fröhlichen Ereignissen, bei Hochzeiten, Kindtaufen, auch bei kirchlichen Asten dem Volke ein Anteil gegeben wurde. Aus dieser Anschauung heraus hat sich aus der Potsdamer Geburtstagsfeier des Königs Friedrich Wilhelms III., die auf den Tag des Sieges von Großgörschen siel, das heute ganz militärisch gewordene „Schrippenfest" entwickelt, aus der gleichen Gesinnung haben ein
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