Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
173
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Schlucht, von steilen hängen eingeschlossen, hier waren die Zwerge, aber die Zechower Steingruben haben sie vertrieben. Ls begann die Zerstörung. Die großen Steine wurden aus der schönen Schlucht entfernt, und die Menschen durchwühlten das Gelände nach Ai es und Steinen. Die alten Leute irn Dorf schüttelten den Kopf und sahen Unheil vor­aus; ihre Vorfahren hatten mit dem kleinen Volk in Frieden gelebt. Der Schäfer von Zechow, damals bei seinem knappen Lohn, trieb nebenher Schusterei. So saß er eines Tages bei seiner Herde auf einem hohen Ackerrain und schlug tüchtig auf seinen Schuster­block. Da baten ihn die Unterirdischen, er möchte doch das Klopfen lassen, sie wollten ihm auch jeden Tag Essen bringen. So erhielt er täglich in schönem Geschirr seine Mahl­zeit. Einmal aber hütete sein Unecht für ihn, und der machte die Schüssel schmutzig. Da war es zu Ende. Wenn die Kinder in alter Zeit auf dem Felde das Vieh hüteten und sangen und pfiffen, baten die Untererdschken, sie möchten damit aufhören. Die Kirchen- glocken konnten sie nicht hören, das brauste so und brummte so. Als die kamen, haben sie Vergang genommen. Man weiß nicht recht, wo sie geblieben sind. Die Rede geht, es gibt noch welche. Bei Guben haben sie sich in das heilige Land zurückgezogen, einen Rundwall noch aus germanischer Zeit, und da sind sie auch gestorben. Die Unterirdischen, die in den Bergen wohnten zwischen dem Dorfe Heiligensee und dem Tegelschen 5ee, wie sie abzogen, so kamen sie in der Nacht zu einem Schiffer und baten, daß er sie über die Havel setze. Er warf einen Steg nach seinem Schiff, dann hat es immer getrippelt und getrappelt, immer wieder kamen neue, die ganze Nacht hindurch. Seitdem sind sie weg.

Wo man in Rauschendorf die alten Urnen findet, da soll ein Zwergenkönig be­graben liegen. Bis zum Jahre s872 waren beim Dorfe Grünhof bei hindenberg fünf Hünenbetten. In dem größten ist die Königin der Zwerge in einem goldenen Sarge begraben. Wo solche alten Töpfe gesunden werden in der Erde, mit Knochen und Asche, die sind von den Unter irdischen, da baden sie gelebt und sind da begraben.

Der Nix.

Der Wätamann oder Watanir, Nicker und Pumpernickel, auch Nykus in der Lau­sitz, in manchen Gegenden Kobold, Koböldzer, genannt, sieht aus wie ein kleines Männ­chen oder wie ein Kind, und kann sich verwandeln. Er ist rot angezogen, mitunter grün, trägt eine rote Jacke und rote Hosen und eine rote Mütze, entweder eine Kappe oder eine Zipfelmütze mit einer Puschel. Er sieht aber auch aus, als wenn er lauter bunte Läpp­chen am Leibe hätte. Auf dem Lande sehen sie oft wie andere Menschen aus, kommen aufs Dorf oder in die Stadt, zum Tanz in den Krug oder sonstwie, doch kann man sie daran erkennen, daß ihr Kleidersaum naß ist, die Nähte. Es tropfen ihnen immer die Zipfel vom Rock, und wo sie stehen oder sitzen, bleibt ein nasser Fleck zurück. Im Fließ beim Dorfe Prenden sah ein Fischer, es war früh und noch ganz dämmerig, einen anderen das Netz herausziehen. Dann wurde die Gestalt immer dünner und loser und zuletzt wie ein Nebel und war ganz fort. Der Nir ist auch als Licht erschienen und Fischern als etwas Schweres in Käscher und Netz gesprungen. Man hat gesehen, wie der Wasser­mann sich die haare kämmte, wenn er am Wasserwehr saß oder auf einem großen Stein, oder mittags um zwölf am Teichdamm herumging. Bei einem Graben nahe dem