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Eine Frau aus Töpenick suchte mit ihrer kleinen Tochter Reisig im Walde bei den Müggelsbergen. Dabei kamen sie auseinander. Die Mutter suchte, eine Stimme antwortete überall im Walde, doch niemand war zu sehen. Am zweiten Tags fanden sie das Rind wohlbehalten unweit vom Teufelssee. Ein freundlicher alter Mann aus dem See hatte ihr alle Mittag schönes Essen gebracht. Zu Hause sehnte sie sich immer nach dem See und dem Wassermann und lebte nur wenige Tage noch. Zn Worms Lache, im Süden der Stadt Guben, lebten früher zwei Nixe; alle Jahre fielen ihnen Menschen und Tiere zum Opfer. Dann hatten sie Streit. Der eine ging an die Oberwelt und wurde Anecht beim Ackerbürger Naschke, war sehr fleißig, aber sagte, wenn feine Zeit um sei, müsse er wieder in die Tiefe und würde einen Kampf haben. Siegte sein Bruder, würden rote Blasen aufsteigen aus dem Wasser, wenn er, weiße. Dann kam es so, und weiße Blasen stiegen auf. Seitdem hat man von keinem Unglücksfall mehr da gehört.
Wasserfrauen und Wasserjungfern.
Es gibt aucb Wasserfrauen und Wasserjungfern. An einem Fließ in der Gegend vom Dorfe Müschen saß immer auf einem Brückensteg eine Frau, die kämmte sich am Mittag und Abend ihr langes haar. Nach Sonnenuntergang ließ sie keinen Fischer vorbei, dann hat sie jeden mit ins Wasser genommen. Zm Dorfsee zu henzendorf wohnt in einem verwünschten Schloß eine Wasserjungfer, die alle hundert Jahre aus der Tiefe aussteigt. Die Wasserjungfern, die im tiefen See bei Lahmo wohnten, hatten lange gelbe haare und sind viel auf die Dörfer zu Tanze gegangen. Die schönen Seejungsern im Mittelsee bei Lehnin bringen den Frauen Hilfe und tun den Menschen Gutes. Zm Hopfensee bei Verbuchen sieht man eine Nixe auf einem Stein sitzen und sich ihr haar kämmen. Einst waren drei Schwestern, die haben an einem See Wäsche gebleicht, darum sagt man noch: „Du hast so weiße Wäsche wie die drei Schwestern am See". Am Llumenthalschen ^ee, im schönen Walde Llumenthal, sieht man am Neujahrstage Leinen mit feiner Wäsche über den See gezogen.
verwünschte im Wasser.
Sn den -ecu sind viele Verwünschte, sie warten auf ihre Erlösung. Zm Teufelssee an den Müggelsbergen ist das Schloß einer Prinzessin versunken. Sie zieht als Schwan auf dem Wasser oder sitzt als schöne Sungfrau am Ufer und kämmt ihre langen gelben haare, namentlich am S^hannistag, wo sie erlöst werden kann. Wie da ein Fischer seine Netze ausivarf am Hellen Mittag, so kam ein Wagen mit vier Pferden, eine hohe weiße Gestalt darauf, von den Bergen herunter. Sie gibt ihm alles an, doch als Feuerschein hinter ihm leuchtet, sieht er sich um, da versinkt die Prinzessin mit Wimmern. Der Fischer selbst lebte nur wenige Tage noch. An der Brücke beim Dorfe Stradow im Kreise Talau kommt eine Frau aus dem Wasser, die hat immer den Leuten eine blutrote Hand hingehalten. Aus dein See am Schloßberg bei Sommerfeld (Lausitz) steigt eine Prinzessin als Seerose empor.