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Versunken im VVusscr.
In vielen Leen sind vormals alte Schlösser, Kapellen, Kirchen, Häuser und Dörfer, selbst ganze Städte versunken. Solche Städte sind versunken im Werbellinsee, im Paarstein, im großen Plagesee, im Scharmützelsee bei Storkow, im Stechlinsee bei Globsow, im Haussee bei der Stadt Buckow, im Swietensee bei Trebatsch u. a. In der Tiefe auf dem Grunde kann man sie ausfinden. Bei Hellem Sonnenschein sieht man noch die Kirchtürme und Häuser und die Mauern, im Wumsee bei Zechlin selbst das Pflaster, doch in manchen Seen nur am Johannistag. D e Fischer finden sie, die Netze sind oft an den Häusern und Turmspitzen hängengeblieben und zerrissen, so im Sietzensee bei Tharlottenburg. Noch hört man die Glocken läuten, besonders vor den Festtagen und in der Neujabrsnacht. V.eles ist versunken wegen Frevel und Übermut und Sündhaftigkeit der Menschen. Im Dorfe Ticho stand in alten Zeiten eine Schenke. Da tanzten sie Tag und Nacht. Sie tanzten noch oben, als schon die untersten Stufen voll Wasser standen. Da ist jetzt ein Weiher, und wenn die Sonne hell scheint, kann man noch die Ziegel im Wasser sehen. Ebenso ist der Näberskrug bei Rietz bei Brandenburg untergegangen. Im Gohlitzsee bei Lehnin ist ein Dorf versunken mit Menschen und Vieh und allem. Die Bauern waren übermütig und gottlos geworden und streuten die Stubendielen mit Mehl, aber unser Hergott straft allen Übermut. Wo der Hopfensee ist bei der Stadt Berlinchen, ist vormals ein Mönchskloster untergegangen wegen der Sünden der Mönche, und an Stelle des Klosters jetzt der See. An jedem Johannistag kommt aus dem See eine Jungfrau, die Seejungfer, vormals eine Nonne, und ruft dreimal „Wehe!" Dann hört man in der Tiefe läuten. Tin Mann, in der Gegend beim Schwielochsee, kam an eine Brücke, die war über einen Graben. Da bat ihn eine Frau, er sollte sie über die Brücke bringen, aber sich nickt umsehen nachher. Dann hörte er solch Brausen und sah sich um. Da kam eine Stadt aus dem Wasser, Häuser und Türme und dann gab es einen Knall und alles war verschwunden. Im Sumpf unterhalb der Schwedenschanzcn, einem Burgwall bei Görbitsch, ist eine alte Kirche versunken.
Wie schon erwähnt, sind vielfach Glocken in Seen versunken. Noch hört man sic läuten. Sie sagen: wenn die Glocken ungetanst sind oder nicht richtig getauft, fliegen sie fort in den See. Sie kommen zuweilen hoch und sonnen sich am User des Mittags, besonders am Johannistag. So kommt aus dem Barschsee bei Rheinsbcrg eine große Glocke läutend ans Land geschwommen. Wenn eine Glocke sich sonnt und man legt einen Lappen oder ein Tuch darauf, so kann sie nicht wieder zurück, ebenso wie wenn man in brennendes Geld ctwas wirst. Die Leute haben Glocken miteinander sprechen hören: „Anne Susanne, willte met to Lanne?" Die andere: „Anne Margarethe, wi willn to Grunne scketen." Im heil gen See, nach dem das Dorf Heiligensee genannt ist, sagte eine zur anderen: „Anne Susanne, wiste mit to Lanne?" Die andere: „Nimmermeh," und sanken in die Tiefe. Fischer haben sie oft im Netz gehabt, aber das Netz ist gerissen. T nst sind d e Glocken vom Kapellenbcrg bei Blankensee fortgeflogcn; die eine in den See gefallen, die andere in eine Sandschelle. Die hat eine Sari ausgewühlt, darum summt sie noch beute: „Sau fand innen Sand." Bck Wandlitz in den heiligen psüblen
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