Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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läuten mittags Glocken. Zwischen dem Schloßberg von Freienwalde und dem Räuber­berg in einer Schlucht ist ein Wasser, heißt das klingende Fließ, weil darinnen eine Glocke versunken ist, die zuzeiten läutet. Bei Aurtscho ist eine Glocke in den Glockenteich geflogen. Noch gehen die Leute horchen, ob sie läutet. Mittags im Sommer, wenn es recht still ist, klingen die Glocken im Glockenteich bei Tremmen mit dumpfem Ton an und am Johannistag fährt ein Magen mit Schimmeln bespannt aus dem Türberg hervor, da soll in Ariegszeiten ein Dorf Ture oder Türe untergegangen sein. Glocken, die man auffand am Wumsee bei Zechlin und beim Dorfe Lutterow, konnten nur Ochsen, nicht Pferde lvegbringen.

Wasserwunder.

Allerhand wunderbare Wesen sind in der Tiefe der Seen. Bei Neu-Globsow breitet sich, eingefaßt von Bergen und umsäumt von Lichen, Buchen und Kiefern, der große Stechlinsee aus. Durch die klare Flut sieht man bis tief auf den Grund. In seinen Tiefen haust ein Ungeheuer, genannt der rote Hahn, und duldet nicht, daß überall gefischt wird. Zn alter Zeit lebte zu Fischerhaus Stechlin ein Fischer Minack, ein gewaltig starker Mann, doch roh und wild. Einstmals wollte er an einer der verrufensten Stellen fischen, weil da viele Maränen waren. Ls war stürmisches Wetter, nur mit Zagen folgten seine Anechte. Das Netz ist ausgeworfen, sie fahren ans Ufer und winden heraus. Bald gehen die Winden schwerer und stehen dann still. Nun fährt Minack mit seinem Aahn auf den 5ee hinaus, um das Zeug zu lüften, nimmt das Tau übern Aahn und zieht sich daran weiter. Da droht das Tau, immer straffer, den Aahn unter Wasser zu drücken. Der Fischer ruft nach dem Ufer:Laßt die Winden los." Aber bei dem Sturm verstehen sie:Windet zu!" und arbeiten erst recht darauf los. Sein Aahn füllt sich mit Wasser, das Tau abheben kann er nicht, so zieht er sein Messer und schneidet es durch. Wie da die beiden Enden in die Tiefe fahren, teilt sich das Wasser und mit donnerndem Arähen betäubt der rote Hahn den Fischer und zieht ihn hinab in die Tiefe vor den Auge» seiner Anechte. Zm großen Mohrinersee mit seinen steilen Ufern liegt ein großer Krebs mit einer Aette an den Grund angeschlossen. Reißt er sich einmal los, muß die ganze Stadt Mohrin untergehen. Oft hat man deshalb in Angst geschwebt, denn wenn der See heult, tobt unten der Arebs und will sich lösen. Auch kommt ein Schimmel aus dein Wasser, am Marientage erscheint eine weiße Gestalt, alle Zahr ertrinkt einer. Lin Bauer in Heiligensee stieß beim Graben in seinem Garten auf eine eiserne Aette! die nahin kein Ende. Da tauckit im See ein schwarzer Schwan empor. Er läßt die Aette los, und Aette und Schwan sind verschwunden. Zn Aemnitz erschien ein weißer Schwan, der kam aus dem plessowschen See und verkündete Tod. Linst ging er auf den Ldelhof und keine acht Tage, so war der Ldelmann tot. Aller­hand spukbaste Wesen, auch Aühe, Aälber, Schweine erscheinen, besonders an Brücken, hier erscheint ein Schimmel, dort läuten die Glocken einer Schafherde, die vormals durch das Lis gebrocben. Am Aarschensee bei Görbitsch kommt ein Stier, reißt das Maul auf und zeigt die langen Zähne. Auch hört man eine Stimme vom See:ho! bol" Doch darf niemand darauf achten, sonst kommt sie näher. Aus der Bullgrube