Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Das Jahr und seine Feste.

Der Raum gestattete nicht, im folgenden alle Verschiedenheiten und Abweichungen in Litte und Brauchs zu berühren. Line so gleichmäßige Einheitlichkeit, wie öfter aus­gesprochen wird, ist nicht vorhanden. Zeitliche und örtliche Verschiebungen haben statt­gefunden. Dazu kommt die sinnlose alljährliche Verschiebung von Gstern. Sinnlos für Deutschland sind auch die römischen Monatsnamen. September, (Oktober, November, Dezember heißt der siebente, achte, neunte, zehnte und ist der neunte, zehnte, elfte und zwölfte Monat. Besser wäre, die alten deutschen Monatsnamen wieder einzuführen, die schon Karl der Große anbefahl, als die römischen sich vordrängten. Nur die Bauern blieben den deutschen Namen noch treu. Hervorzuheben ist, daßAndreasabend, Andreasnacht" u. a. bedeutet: der Abend, die Nacht vor (auf) Andreastag u. a., ge­mäß der alten germanischen Zeitrechnung, wie noch englisch kvrtuiAüt vierzehn Tage heißt. Am besten durchforscht erscheint die nördliche und nordöstliche Lausitz (Gubener Gegend), vielfach lückenhaft die übrige Mark. Die Kenntnis der alten, oft uralten Vor­stellungen und Bräuche ist sehr im Schwinden bei unserem Landvolk. Man sollte noch in letzter Stunde die örtlichen Aberlieferungen in vielen Dörfern bis in alle Einzelheiten feststellen, und zwar in solchen, die von der Großstadtauffassung bisher frei geblieben sind, wo noch das fülle und einfache und doch so gemütvolle Dorfleben mit seinem vertrauens­vollen Gottesbewußtsein erhalten blieb.

Andreas weissagt hauptsächlich liebenden Mädchen den Zukünftigen und die Hochzeit; kann man sich einen Bräutigam rufen. Zn der Nacht auf ein Saatfeld gehen, das (Ohr auf die Erde legen und horchen; aus einen Kreuzweg (wildes Schwein erschien); auf der Erde mit dem Vhr am Gbstbaumstamme, was verheißen wird; auf das Bellen ferner Hunde; am Hühnerstall auf den Schrei des Hahns ; sehen, wem der in die Stube oder Spinnstube geholte Gänserich sich zuwendet; unterm Fenster

h Sammlungen von Sitten und Gebräuchen S. 22s; viele Angaben in der Brandenburgia. Gingehende Nachforschungen (Lausitz) von K. Gander, auch Franz Weineck (beide: Laus. Mit­teilungen tsgo, (892, tgvt); Weineck: Knecht Ruprecht und seine Gettossen (t 8 y 8 und als Sonderschrift Guben s 8 y 8 ); Lwald Müller (Nachforschungen über Lausitzer Trachten). Haupt und Schmaler, Volkslieder der wenden, Grimma, >8-4 l (mit farbigen Trachtenbildern). Monte für andere Gegenden der Mark, Karl wilke (Gderberg i. M.), Schmidt (Lberswalde); hochverdient durch Wiederbelebung des volkstümlichen Lehrer Matzdorf in Köthen (bei Freienwalde). Am. ^ Altmark; hv. ^ Havelland; L. Lausitz; Mm. die mittlere Mark (nicht Mittelmark!); Nm. Neumark; Pr. --- prignitz; Um. --- Uckermark; <v. --- Dst; w. --- West.