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von seinen Lieben und meldet sich an durch Klopfen ans Fenster, Anall oder Lichtschein. Was der Tote mithaben will oder besonders lieb hatte, das soll er mitkriegen, so alte oder neue Kleidung, Kamm, Lappen, Seife; Mädchen Ketten, Ohrringe, Finger- und Armringe, Spange, Nähzeug (ein fleißiges Schulmädchen kriegte Schiefertafel, Griffel und Buch mit), Kinder die Puppe; Frauen Schlüssel (eine Bademutter wollte alle ihre Bücher unterm Kopf haben), eine alte den Krückstock; Männer pfeife und Schnupftabaksdose, die Brille u. a., ein Trinker die Flasche (ein Geizhals kriegte einen Taler mit). Tote bekommen das utjestickte Sterbehemd, Bar - kappe/) Bädekappe,mit Ärmeln, hinten offen, und Totenschuhe aus Stoff mit Pappsohlen. Bräute sind in vollem Brautschmuck; auch mit besonderem Totenschleier, Gpr. Gezeichnete Wäsche nicht mit ins Grab geben, den Namen vorher herausmachen, sonst stirbt bald wieder einer. Alle Zipfel, Bänder, Tücher mit Nadeln feststecken, damit der Leiche nichts in den Mund kommt, sonst kaut sie so lange daran, bis alle von der Familie ihr ins Grab folgen, L. Auch legte man dem Toten ein Geldstück (Zehrpfennig) in den Mund, daß Petrus die Himmelstür aufschließe,
Whv.; auch in L. und Nm. ein Geldstück?) Die Trauer um den Toten ist schwarz; die wendischen Frauen in L. legten ein weißes Tuch um. Am Tage vorm Begräbnis wird mit den Glocken vom Kirchturm die Seele (des Toten) aus- geläutet' und dadurch in den Himmel gezogen, L.
Die Seele, der Geist sieht aus wie eine weiße Taube; grau und blau wie der Atem, haben die Alten gesagt; auch wie eine weiße Frau, L. Sie flattert nach dem Tode noch eine Zeitlang in der Luft mit den Winden und schwebt umher. Darum soll man Kleidung und Sachen des Toten nicht vor vier Wochen verteilen oder fortgeben. Wird die Leiche fortgetragen, sogleich die Bank umkehren, wo der Tote drauf gelegen hat, daß die Beine nach oben stehen. Mit der Art in die Türschwelle schlagen; Axt und Gesangbuch auf den Hof legen, darüber muß der Leichenzug weg. Geht Wind mit dem Leichenzug, nimmt er Glück und Segen weg, entgegen, bleiben sie im Trauerhaus. War die Beerdigung in einem anderen Dorfe, wurden die Leitern vom Leichenwagen an der Grenze hingeworfen, wo sie verfaulten. )m Sterbehause findet ein Leichenschmaus oder Totenmahlh statt
9 „weil der Tote auf der Bahre getragen wird."
9 Noch 1899 fand man unter der Zunge eines verstorbenen Arbeiters zu Raduhn (Kreis Königsberg i. N.) eine Münze, auf der Brust Axt und Messer, scharf geschliffen (Friede!).
9 Redensart: „Nu willn wi det Fell vasuxen". Line Speisung auf dem Lande notwendig, weil die Leidtragenden oft weither kommen.
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Abb. 156 . weißleinenes Trauertuch, früher von weiblichen Anverwandten des verstorbenen in der Niederlausitz getragen, jetzt noch in der preußischen Dberlausitz. 1880.