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Ls kamen drei Jungfrauen von der Sintflut her.
Die eine sprach: es ist gut;
Die andre sprach: es ist gut;
Die dritte besprach die Wehklage und das Blut.
(Madlitz, Zielenzig.)
Anderes verrät mit dem angewandten Kreuzeszeichen und dem Schluffe den Einfluß kirchlicher Segnungen:
Die Rose hat in diese Welt Uns Gott als Königin gesandt,
Und über ihr das Sternenzelt Als Krönungsmantel ausgespannt.
Rose -s- Rose -f- Rose -s- weiche,
Flieh auf eine Leiche,
Laß die Lebenden befreit von nun an bis in Ewigkeit.
(Königsberg.)
poetischer Wert ist selten in diesen Stücken; sie interessieren als Zeugnisse wild- wüchsiger Volksreligion.
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Der Gewinn für die Kenntnis des Volkstums ist überhaupt die beste Frucht unserer immer mehr in vergessene Winkel des Landes und die Niederungen der Volksdichtung eindringenden Volksliedforschung. Einstmals erhoffte man vor allem Gewinn für die Kunstdichtung. Doch der ist längst eingeheimst und flösse den heutigen aus dem geläuterten Volkstone der Nkörike, Uhland, Eichendorff vielleicht reiner zu, als unmittelbar aus der Volksdichtung. Wo aber könnte man die Seele des Volkes besser fassen? Daß freilich die Nlark, die doch auch auf anderen Kulturgebieten abhängig ist vom Süden und Westen, uns durch ureigenste Töne überraschen würde, war billig nicht zu erwarten. Das märkische Volkslied unterscheidet sich von dem des übrigen Deutschland nicht einmal in dem Grade, wie die märkische Backsteingotik von ihren Vorbildern. Gemeindeutsches Empfinden waltet darin, dieses aber auch ohne Verkürzung. Wan mag getrost auch aus das Lied des märkischen Volkes Heines Worte anwenden: „hier offenbart sich all seine düstere Heiterkeit, all seine närrische Vernunft, hier trommelt der deutsche Zorn, hier pfeift der deutsche Spott, hier küßt die deutsche Liebe."