Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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IV. La-Tene-Zeir (5OS I V. (Lhr.).

1. Chronologie.

Die La-Tsne-Zeit hat ihren Namen nach dem Pfahlbau La Töne (die Untiefe") im Neuenburger See in der Schweiz, dessen Funde eine reiche Ausbeute an Eisenwaffen und -geraten geliefert haben. Träger dieser ganz hervorragenden Eisenkultur waren die Kelten, jenes den Germanen und Römern nahe verwandte indogermanische Volk, das in den letzten Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeitrechnung alle seine Nachbarn an politischer Bedeutung übertraf, im Jahre 4H0 unter Brennus Rom in Asche legte, die Pyrenäenhalbinsel, Norditalien, den Norden der Balkanhalbinsel, Süd- und einen großen Teil von Mitteldeutschland beherrschte und auf seinen siegreichen Zügen bis nach Kleinasien gelangte, wo der Name der Landschaft Galatien auch später an die Gallier oder Reiten erinnerte.

Durch die griechische Kolonisation in Südgallien, namentlich durch das schnell aufblühende UlassiIia (Marseille) kamen die Kelten in Berührung mit der griechischen Kultur, und es entwickelte sich auf dem Boden Galliens jene eigenartige La-Tdne-Kultur, die sich durch die zahlreichen Kriegszüge der Kelten schnell verbreitete, aber weit über die politische Einflußsphäre der Kelten hinaus bis ins Innere von Deutschland, also auch bis in die Mark hinein, ja nach Norddeutschland und Schweden vordrang und in all diesen Gebieten die vorher herrschenden Kulturen ablöste oder so völlig durchdrang, daß auch in der Mark von der Hallstattkultur nur schwache Nachklänge übrig blieben. Von einer politischen Herrschaft der Kelten über die Germanen in unseren Gegenden ist keine Rede, wohl aber von starken, überragenden Einflüssen der keltischen La- Töne-K ultur.

Die La-Tdne-Zeit beginnt etwa mit dem Jahre 500 vor Thristi Geburt und findet am Rhein und an der Donau ihr Ende mit dem Auftreten der Römer, also etwa mit dem Beginn unserer Zeitrechnung.

Eine genaue Datierung der La-Tdne-Funde im allgemeinen ist leicht, da sich neben Massen und Geräten der La-Tdne-Kultur häufig Merke griechischen Kunsthandwerks gefunden haben, und sogar keltische Münzen, sogenannte Regenbogenschüsselchen, als Nack- ahmungen griechischer, namentlich mazedonischer Gepräge, geben uns nickt selten Aufschluß über die Chronologie?) In späterer Zeit treten dann noch römische Maren und römische Münzen hinzu, so daß es uns möglich ist, die einzelnen Typen der

h p. Reinecke: Die La-Töne-Oenkmäler nördlich der Alpen. Mainzer Festschr. Id»?.