Städtifche
XXXVIII Ruppin.
die Kanten der Öffnungen ein, wofür das in der zweiten Hälfte des 13. Jahr hunderts erbaute Konventgebäude von Kloſter Lindow ein vorzügliches Beiſpiel iſt. Bemerkenswert für das ſpätere Nachlaſſen der Feldſteintechnik iſt Wildberg mit ſeinem wilden Granitmauerwerk im Weſtteil der Kirche.
Der Backſteinbau gehört im allgemeinen der ſpäteren Zeit an. Nur ein einziges Beiſpiel feiner Verwendung in romaniſchen Formen liegt in den Reſten des Chor— baus der Neuruppiner Kloſterkirche vor, an dem aber auch nur ein verſchlungener Rundbogenfries für die frühe Entſtehung zeugt. Der frühzeitigen Anwendung des Backſteins für Kanteneinfaſſungen wurde ſoeben ſchon gedacht. Die Technik tritt nicht überall gleich in reifer Form auf. Hier und da arbeitet man in der frühen Zeit noch mit beſonders großen Formſtücken. Namentlich hochkant geſtellte dicke Rundſtäbe kommen an Portalen frühgotiſcher Zeit noch wiederholt vor(Lindow Konvent— gebäude], Neuruppin Kloſterkirche und Dabergotz ).
Der Putzbau, deſſen Auftreten man gewöhnlich erſt ins 16. Jahrhundert ſetzt, hat, wie das Kloſter Lindow lehrt, ſchon bei den Feldſteinbauten des 13. Jahrhunderts beſtanden. Am dortigen Konventgebäude waren nicht nur, wie es bei der Mehrzahl der Feldſteinkirchen der Fall iſt, die Fugen zwiſchen den rohen Feldſteinen breit ver; ſtrichen, ſondern die ganzen Flächen überputzt und bemalt. Dementſprechend müſſen wir unſere Vorſtellung vom Ausſehen der bedeutenderen und ſorgfältiger ausgeführten Granitbauten berichtigen, wenn auch ein in dieſer Art weiß überputztes und bunt bemaltes Gebäude durch den Wegfall der Materialerſcheinung den Reiz des geſetz— mäßig Aufgebauten und Hochaltertümlichen einbüßt. Als die erſten Beiſpiele der ſpäteren Putzbauten darf man Walsleben und Sonnenberg anſehen, da die Sitte des Verputzens ſich mit den Renaiſſanceformen wieder bei uns einführte. Fortan beherrſchte der Putzbau ſowohl den Kirchen- wie den Profanbau bis in die neueſte Zeit.
Der Fachwerkbau iſt verhältnismäßig wenig vertreten, nämlich außer durch die Bauernhäuſer nur durch einige Dorfkirchen(ſ. daſelbſt).
Von romaniſchen Kirchenanlagen iſt außer dem Chor der Dominikanerkirche in Neuruppin (in ſeiner urſprünglichen Geſtalt) nichts nachweisbar. Ob vollſtändige Kirchen dieſes Stiles überhaupt vorhanden waren, iſt inſofern nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen, als die Urbauten der Pfarrkirchen in Granſee und Neuruppin untergegangen ſind. Die älteſte Anlage aus frühgotiſcher Zeit iſt in den Reſten des Urbaus der Pfarrkirche zu Wuſterhauſen noch erkennbar, nämlich eine dreiſchiffige kreuzförmige Baſilika mit kurzem, einſchiffigem, gerade geſchloſſenem Chor und mächtiger Turm— anlage, die dem beſonders breit angelegten Mittelſchiff entſpricht und dadurch baſilikal wird, daß die Seitenſchiffe neben ihr bis zur Weſtfront durchgeführt find.
Dieſe Anlage des Weſtbaues iſt indeſſen als eine Ausnahme anzuſehen. Daß der herrſchende Typus vielmehr der eines ſtark quergebildeten, die ganze Kirchenbreite einnehmenden Turmhauſes war, zeigen uns Granſee , ſowie in Ermangelung weiterer ſtädtiſcher Pfarrkirchenanlagen eine große Anzahl von Dorfkirchen, wie namentlich die zu Löwenberg . Für Granſee bleibt allerdings die urſprünglich beabſichtigte Löſung des