Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Ruppin.

Garz.

Gar, Dorf 14 Em oſtſüdöſtlich von Neuſtadt. Landgem. 183 Einw., 461 ha, Gutsbez. 100 Einw., 433 ha.

Der Name des zur Zeit der deutſchen Koloniſation mit 40 Hufen, darunter 2 Pfarr­hufen, ausgeſtatteten Ortes weiſt auf das ſlawiſche Wort gard oder gord= Burg hin. Das ganze Dorf Garz, tota villa Gardiz, war 1364 im Beſitz des Neuruppiner Kalands(Urk. vom 30. Mai, Geh. Staats: archiv; Riedel, Codex IM , 99); 1419 ſaß hier Kerſtan Quaſt(Riedel B. IIl, 290). 1524 gab Kurfürſt Joachim J. dem Joachim Quaſt den Hoff zu Garze ſowie das ganze Dorf mit Patronat(Kirchlehn), Straßenrecht und Dienſten zu Lehn(Geh. Staatsarchiv, Rep. 78. 28, fol. 35). Unter dem Großen Kur­fürſten vereinigte der Generalwachtmeiſter Albrecht Chriſtoph v. Quaſt(F 1669) die beiden Rittergüter, die ſeitdem im Beſitze der Familie verblieben. Zur Zeit der Abfaſſung des Schoßkataſters von 1624 ſaßen zu Gartzke 19 Hufner und 7 Koſſäten, um 1800 nur noch 16 bzw. 2. Auch die von der Temnitz getriebene Waſſermühle gehörte ſeit 1698 ganz den Quaſt(Bratring, Graf: ſchaft Ruppin , S. 569).

Kirche barock, von 1727(Beckmanns Nachlaß), Oſtſchluß in 3/6, vermutlich auf alten Grundmauern. Die Fenſter im Korb­bogen geſchloſſen. Auf dem Weſtende ein quadratiſcher Dachreiter, bretterverſchalt, mit lang ausgezogenem, ſpitzem, ſchiefergedecktem Helm. An der Südſeite ein Anbau, der unten mit zur Kirche gezogen iſt und oben die Herrſchaftsloge enthält, weſtlich daneben eine Gruftanlage(nicht mehr in Gebrauch).

Der Kanzelaltar zeigt einen ſtattlichen ö aus jederſeits zwei korinthiſchen Säulen, welche außen von reichem Akanthusornament begleitet ſind und zwiſchen ihren gekröpften Gebälkſtücken den baldachinartig endigenden Schalldeckel tragen. Inſchrift auf der Rückſeite:Heinrich Joachim Schulz 1728*.

Ein drefiußartiger Taufſtänder in Empireformen gleicht genau dem in Brunn (Seite 12). Die gußeiſerne Taufſchüſſel entſtammt anſcheinend derſelben Zeit. In ihrem Grunde eine Reliefdarſtellung der Taufe im Jordan.

Meſſinggetriebenes Taufbecken(außer Gebrauch); im Grunde eine Verkündi­gung Mariä, umgeben von der häufigen dekorativen Inſchrift.

Abb. 20. Gartow. Taubenhaus auf dem Gutshofe. Nach einer Aufnahme von P. Eichholz.)