Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Granſee (Gefchichte). 37

Alles in allem iſt das urkundliche Material über die drei wichtigen Jahrhunderte vor der Refor= mation dürftig und wird auch durch keinerlei chroniſtiſche Aufzeichnungen erganzt. Literatur.

Abgeſehen von den Werken allgemeineren Inhalts, beſonders DieterichsNachrichten von den Grafen von Lindow(1725) und Gerckens Codex diplomaticus(1769 se.), z. B. l, 162, ferner Bü­ſchings Erdbeſchreibung(1791), VIII, 393, ſeien genannt:

Bratring, Beſchreibung der Mark(1805), Il, 31. 33(ſtatiſtiſche Daten; F. Knuth, Chronik der Stadt(1840), 208 Seiten(brauchbar beſonders für das 19. Jahrhundert); Riedel, Codex diplo­maticus(1844), IV, 413 438 lgeſchichtliche Überſicht und 21 Urkunden von 1262 1572), ferner XXIV, 392, B., 95 u. a. a. O.

Über das Wappen vgl. Siebmacher, Städtewappen Il, 142, und Hupp, Wappen der Städte des Deutſchen Reichs I, 4, S. 32.

Die deutſche Stadt wuchs zu der Zeit empor, als die Askanier vom Lande Löwenberg aus koloniſierend nach dem 1236 erworbenen Lande Stargard heute Mecklenburg⸗ -Strelitz vordrangen. Ebenſo wie dort gelegene Städte wurde auch Granſee 1262 mit dem Rechte deralden Stad Brandenborg durch den Städte­gründer, Markgrafen Johann J., bewidmet und von der Zahlung des Zolls in ſeinen Landen befreit, wie aus einem Transſumt Friedrichs II. von 1442 erhellt; die Gemarkung umfaßte an 100 Hufen, alſo etwa das Doppelte eines Kolonialdorfes.

Im Gegenſatz zu Wuſterhauſen oder Perleberg hören wir nichts von einem castrum, das hier gelegen und einem Stadtherrn zum Aufenthalt gedient hätte; auch ein Kietz, ein ſicherer Hinweis auf eine ſlawiſche Urſiedlung, fehlt, obwohl der Name, anfäng­lichGranſoyge geſchrieben, ſeinen deutſchen Klang erſt ſpäter willkürlicher Um­formung verdankt und ſlawiſchen Urſprungs, wohl eine Pluralform, iſt: er weiſt auf ſumpfiges Gelände hin, bei deſſen Durchquerung man leicht einſinkt.

Burggraf Burchard von Magdeburg fertigte zuGrangſoye am 30. Dezember 1268 eine Urkunde aus. Daß die Bürger,burgenses, um dieſe Zeit ſchon zu Wohlſtand gelangt waren, erhellt daraus, daß die Askanier ſich in ihrer Mitte mehr­fach aufhielten und die Markgrafen Otto und Konrad ihnen 1285 die Erhebung des Zolls gegen eine Zahlung von 100 Pfund in Pfennigen überließen. Die nördliche Umgebung der Stadt nach Schulzendorf zu war 1316 der Schauplatz eines blutigen Treffens zwiſchen den Mecklenburgern und dem letzten großen Askanier, Markgrafen Woldemar; nur durch die Aufopferung des Grafen von Mansfeld wurde der Herrſcher, der bereits vom Roß geſtürzt und ſeines Helmes beraubt war, gerettet. Drei Jahre darauf ſtarb er kinderlos. Sofort ſtreckten die reichen Lindower Grafen ihre Hand nach der Stadt aus, der ſie 1319 alle ihre Gerechtigkeiten beſtätigen. Ihnen gelang es dann unter der Herrſchaft der ſchwachen, ſtets geldbedürftigen Wittelsbacher, bereits 1333 den Pfandbeſitz vonGranzowe undWuſterowe(Wuſterhauſen ) für 7000 Mark Silber und am 10. November 1349 die endgültige Belehnung mitGranſoie,Land und Manſchap, zu erlangen. Die Stadt erſcheint alſo als Vorort eines Ländchens. Auch in kirchlicher Hinſicht war ſie als Sitz eines Propſtes, des Vorläufers des ſpäteren Superintendenten, von beſonderer Bedeutung.Thidemannus, Grandæzogensis