Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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44 Ruppin.

vor dem Ruppiner Tore wurde im Dreißigjährigen Kriege eingeäſchert; doch beſaß die Stadt früher auch außerhalb der Mauern noch eine Mühle, die ſog. Roßmühle, in der Nähe des Kloſters, deren Platz 1718 dem Tuchmacherhandwerk zur Rahmen­ſtelle überwieſen wurde(Knuth). Nach Bratring hatte die Stadt früher acht Windmühlen, welche vor dem Zehdenicker und Ruppiner Tor lagen. Vor dem Ruppiner Tore, nahe beim Eichgrund, befand ſich ferner die frühere Richtſtätte. Über die Lage der Warten ſiehe unterBefeſtigung(S. 70 ff).

Die Pfarrkirche St. Mariä if eine dreiſchiffige, gewölbte Hallenkirche ohne Querſchiff, aber mit breitem, in zwei Türmen aufgelöſtem Weſtbau. Die drei Schiffe ſind oſtwärts, jedes für ſich, im Vieleck geſchloſſen. Der Südſeite iſt ein zweiſtöckiger Anbau vorgelegt(Abb. 33, 34 u. 35).

1. Bauzeit. Am Weſtbau laſſen ſich nach der Technik des Feldſteinmauerwerks ſeiner unteren Teile zwei verſchiedene Bauzeiten unterſcheiden. Der Sockel und die darüber folgenden 18 Schichten zeigen eine ſorgfältige Bearbeitung der Granit­findlinge(Taf. 1). Die Steine der Mauerflächen ſind von mäßiger Größe, aber in ſehr regelmäßiger Schichtung von etwa 30 em Höhe gelagert. Dem Sockel iſt eine unten nach vorn ausgerundete Schräge angearbeitet, welche die mit der ſ. enkrechten Fläche gebildete Kante möglichſt ſcharf hervortreten läßt(vgl. Stadt u. Dom Brandenburg ,

Peterskapelle, S. 358). In der Mitte der Weſtfront öffnet ſich ein ſchlichtes Spitzbogenportal mit mehrfach abgeſtuftem Gewände. Der unten ungeteilte Raum des Weſtbaues iſt durch eine größere mittlere und zwei ſeitliche kleinere Spitzbogenöffnungen mit dem Kirchen­ſchiff in Verbindung gebracht. Dieſe im reinen Granitbau ausgeführten unterſten Teile dürften der erſten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehören. Welcher Art das damalige Kirchenſchiff geweſen, dafür ſind am ganzen jetzigen Bau keinerlei Kenn­

zeichen mehr erhalten.

2. Bauzeit. Noch in das 13. Jahrhundert ſind wohl die mittleren Teile des Weſtbaues zu ſetzen, nämlich zunächſt über dem urſprünglichen Granitquaderwerk ein Stück von 17 Schichten Mauerwerk aus meiſt geſpaltenen Feldſteinen, deren Ab­meſſungen die unteren zwar überſchreiten, deren Schichtung indeſſen, ſchon wegen der mangelnden Bearbeitung, nicht die Genauigkeit und Sorgfalt der unteren zeigt. Als unmittelbare Fortſetzung dieſes Feldſteinunterbaues erſcheint das erſte der nun folgenden Backſteingeſchoſſe. Die kleinen Spitzbogenfenſter dieſes Geſchoſſes ſind neuere Zutat. In dieſer Bauzeit dürfte auch der einfache aber eigenartig ge­ſtaltete Treppenturm entſtanden ſein, welcher ſich an die Nordſeite des Weſtbaues lehnt(Abb. 36).

3. Bauzeit. Anſcheinend gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts ſchritt man zu einem Neubau der Kirche, welcher vermutlich unter vorläufiger Schonung des weſtlichen Teiles der alten Kirche im Oſten begann und zunächſt nur drei Joche des Lang­hauſes nebſt den öſtlichen Abſchlüſſen der drei Schiffe umfaßte. Die mit mäßig vor­