Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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52 Ruppin.

Die Sockel der Schiffspfeiler wurden um ein weniges niedriger. Ihre Kämpfer ſind bei ſonſt gleicher Ausbildung der Schäfte über den Eckrundſtäben nicht gekröpft. Die um einen Stein ſtärkeren Längsgurte weichen auch in der Profilierung von den früheren ab. Drei der ſüdlichen ſind einfach abgeſtuft, offenbar nur weil die dazu nötigen Profilſteine nicht gereicht hatten. Die Nordſeite(Abb. 40) wurde bei dieſer Bau ausführung als Schauſeite weſentlich reicher ausgebildet als die Südſeite. Auf dieſer ſind zwar die oberen Teile der Strebepfeiler mit durchbrochenen Frieſen verziert, auf der Nordſeite begleiten aber ſolche Frieſe außerdem noch die Strebepfeiler zu beiden Seiten an der Mauerfläche. Der Hauptgeſimsfries iſt ein wenig breiter und anders ausgezeichnet als an den Oſtteilen. Eine äußerſt nüchterne Profilierung mittels vieler

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Abb. 41. Granſee . Pfarrkirche, Einzelheiten des ſüdlichen Anbaus.

kleiner Kehlen nebeneinander, die ſich merkwürdigerweiſe nur an der Nordſeite findet, iſt beſonders bezeichnend für die Spätgotik. Von den zwei Portalen, die auch in dieſem Teil der Kirche angelegt wurden, iſt das ſüdliche nur klein und ſein Gewände einfach abgetreppt; das nördliche iſt nicht nur durch reichere Profilierung ſeiner Gewände und einen Wimperg, der an der Kante wieder das fein gekehlte Profil aufweiſt, ſondern außerdem durch das durchbrochene Maßwerkmuſter ausgezeichnet, das die Mauerfläche zu beiden Seiten des Wimpergs überzieht.

6. Bauzeit. Der ſpäteſten Gotik um 1500 gehört der Anbau auf der Süd ſeite an. In ſeinem Erdgeſchoß lehnt ſich zunächſt an die Kirche ein ſehr tiefer Gurt­bogen, der rückſichtslos in das Gewände des hier befindlichen Kirchenportals ein­ſchneidet. Der übrige größere Teil des Erdgeſchoßraumes iſt von einem Kreuzgewölbe auf Rippen überdeckt. In der Oſtwand iſt eine Schrankniſche ausgeſpart, urſprüng­lich ein Fenſter, das ſpäter wieder vermauert wurde; davor iſt ein menſaartiger Mauerklotz, der vielleicht einſt als Altar diente. Das Portal an der Südſeite kenn­zeichnet den Raum als Vorhalle. Das durch drei große Fenſter erleuchtete Ober­geſchoß iſt von einem Sterngewölbe von nüchterner Zeichnung überſpannt und diente wohl den beſonderen Zwecken der Kalandsbrüder, die damals vielleicht aus dem Raum über der Sakriſtei hierher überſiedelten. Der Giebel des Vorbaus mit ſeinen Rund­bogenblenden und kreuzförmig angeordneten gewundenen Rundſtäben darin(Abb. 41) entſpricht der ſpäten Entſtehungszeit des Anbaus.