Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Lindow(KAloſter). 129

am See verband, zuſammen mit einer Treppe nach dem Obergeſchoß. Im nördlichen Teile des Flügels dürfen wir wohl den eigentlichen Wohn: oder Tageraum annehmen, der dem ſonſt üblichen Parlatorium oder der Fraternei entſprach, danach dann weiter nord­wärts jedenfalls den Kapitelſaal. Von den Türen, die aus den hier einſt vorhandenen Räumen zum ehemaligen Kreuzgange führten, ſind noch zwei großenteils erhalten (Abb. 114, A und B), von einer dritten iſt wenigſtens die innere Niſche feſtſtellbar. Die nördlichſte von ihnen und zugleich am reichſten ausgebildete(Abb. 112, B) war ſehr wahrſcheinlich die Tür zum Kapitelſaal, der anſcheinend bis unmittelbar an die Kirche reichte. Die ſonſt hier meiſt belegene Sakriſtei muß in dieſem Falle anderwärts gelegen haben, weil zwiſchen der Kirche und dem anſtoßenden Raume des Konvent­gebäudes keine Verbindung beſtand.

Das ganze Obergeſchoß nahm jedenfalls wie bei anderen Klöſtern das Dormi­torium ein, deſſen große Länge reichlich Raum für die Schlafzellen der etwa 30 bis 35 Bewohnerinnen bot. Doch find die Zellen auch hier nur durch niedrige Zwiſchenwände gebildet zu denken und der Raum im übrigen als ein langer, von Giebel zu Giebel reichender Saal anzunehmen. Seiner bedeutenden Breite entſprach auch die Höhe, die wie meiſt bei Dormitorien dadurch erzielt wurde, daß man ihn bis zur Kehl­balkenlage des Dachſtuhls durchführte. Die Fenſter der Langſeite in dieſem Geſchoß find ſaͤmtlich zugrunde gegangen, hingegen zeigen uns die beiden Giebel, außer einem hohen, einſt mit Maßwerk ausgeſtatteten Spitzbogenfenſter, noch zwei ſchmale ſchlanke mit Stichbogen, nach deren Art wir uns auch jene der Langſeite vorſtellen können, nur daß ſie hier wegen der geringen Höhe der Seitenwände niedriger ſein mußten(Abb. 112). Jedesmal zwiſchen den Fenſtern finden wir eine ſchmale hohe Niſche mittels zweier Steine im Dreieck geſchloſſen. Sie diente offenbar als Wandſchränkchen.

Die Erdgeſchoßtüren an der Weſtſeite des Konventbaues laſſen auf einen Ver­bindungsgang ſchließen, d. h. einen Teil eines Kreuzgangs, der indeſſen nur einſtöckig und wahrſcheinlich aus Fachwerk geweſen ſein wird. Wenigſtens laſſen ſich an der Weſtwand keine Spuren eines Maſſivbaues nachweiſen, freilich vor allem deswegen, weil das äußere Quaderwerk dieſer Seite auf lange Strecken abgeſchält iſt.

Am Südende des Schlafſaales befindet ſich eine Spitzbogentür, unter der man außen am Giebel zwei Balkenlöcher ausgeſpart ſieht. Sie waren offenbar für einen Übergang zum Nachbargebäude beſtimmt, das, nach unſerer allgemeinen Kenntnis von Kloſteranlagen, kaum etwas anderes als ein Badehaus nebſt Abortanlage geweſen ſein kann..

Nicht weit vom Nordende des Saales zeigt ſich in der Weſtwand der Reſt einer Türöffnung, welche die übliche, möglichſt kurze Verbindung vom Schlafſaale zur Kirche, d. h. in dieſem Falle zu einer Empore für die Nonnen, herſtellte. Dieſe lag hier ſicher nicht, wie z. B. in Marienfließ und Heiligengrabe , am Weſtende der Kirche, ſondern wie auch ſonſt häufig nahe dem Hauptaltar.

Der ganze Bau iſt zwar vorherrſchend aus ſorgfältig, an den äußeren Kanten zu rechteckigen Quadern bearbeiteten Feldſteinen errichtet. Auch ſind die Gewände­kanten der Fenſter zum größten Teil aus Feldſtein , zum geringeren aus Backſtein

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. I. 3. Ruppin. 9