Neuſtadt(Gefchichte). 173
Friedrichs des Großen. Dies hängt damit zuſammen, daß das Amt einen ungewöhnlichen Aufſchwung nahm, ſo daß ſeine Gefälle ſich um 1780 auf jährlich über 14000 Taler beliefen. Das Maultiergeſtüt ſtand um 1730„im größten Flor“. Friedrich Wilhelm J. überließ um dieſe Zeit die Glashütte einem gewiſſen EColomb, der an Stelle der Bläſerei die Gießerei einführte und dadurch vortreffliche Scheiben, zum Teil über 100 Zoll hoch, erzielte. Als Friedrich Wilhelm II. die Regierung antrat, wurde dann freilich der Sitz des Amtes, zu dem 4 alte Dörfer, 6 alte Koloniſten- und 15 neue Koloniſtendörfer ſowie 7 Anlagen und Vorwerke gehörten, nach Dreetz verlegt. Doch dafür„etablierte“ man anſtelle des eingezogenen Maultiergeſtüts 1790 das Friedrich⸗Wilhelm⸗Geſtüt und das Ge; ſtüt Lindenau(genannt nach dem Oberſtallmeiſter Grafen Lindenau) zur Aufzucht heimiſcher Remonten. Neuſtadt umfaßte um 1800 einſchließlich der Gärten nur 78 Morgen und beſtand aus einer einzigen Straße, an der ſich etwa 80 Häuſer aus Fachwerk entlangzogen. Auf dem Spiegelberg wohnten die Manufakturarbeiter, Abb. 159. Neuſtadt. Kirche von Nordweſten. für die hier eine beſondere refor⸗(ach einer Aufnahme von P. Eichholz.)
mierte Kirche errichtet war. Das 19. Jahrhundert war der weiteren Entwicklung des Städtchens nicht
günſtig. Die Fabriken und Manufakturen gingen ein, da überhaupt die kurmärkiſche Induſtrie den Wettbewerb mit den neu hinzugetretenen Provinzen im Weſten nicht aushalten konnte und, abgeſehen von der Hauptſtadt Berlin , im allmählichen Rückgang begriffen war. Daher hob ſich die Einwohnerzahl nicht weſentlich: ſie beträgt heute nur knapp 100 mehr als zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Damals zählte man 878 Einwohner, im Jahre 1900 1051, die letzte Zählung ergab 905. Dieſer Stillſtand in der Entwicklung hängt wohl auch mit der allmählichen Verkleinerung des Amtes zuſammen: die Spiegelfabrik wurde verkauft, andere Gerechtſame verfielen der Ablöſung.— Das Stadtwappen zeigt eine Mauer mit Tor und Turm, auf der rechten Seite einen ſpringenden Löwen, auf der linken ein ſtehendes Elentier.