Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
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918 Ruppin.

ſtöckigen, gleichfalls mit gerader Balkendecke verſehenen Anbaus, beſteht ganz aus Back­ſteinmauerwerk und zeigt außer doppelten Reihen von deutſchen Bändern ähnliche Blenden wie der Oſtgiebel. Die Profilierung ſeines Backſteinportals trägt einfachen frühen Charakter. Die Sakriſtei an der Nordſeite iſt von einem ſpitzbogigen Tonnengewölbe und Pultdach überdeckt. Beide Anbauten ſcheinen zwar nicht ganz gleichzeitig mit dem Haupt­raum, aber auch nicht erheblich ſpäter. Über die Ausbildung der Weſtſeite dieſes urſprünglichen Rheinsberger Kirchleins läßt ſich nichts beſtimmtes ſagen, da ſie durch die Erweiterung der Kirche nach Weſten hin vollſtändig vernichtet worden iſt.

Zweite Bauzeit. Als eine ſolche Erweiterung iſt höchſtwahrſcheinlich der ganze Weſtteil anzuſehen, und zwar beruht er auf einem Ausbau, den der Patron Achim v. Bredow im Jahre 1568 vornahm. Für ſeine Entſtehung in dieſer Zeit ſprechen unter anderem die bis heute unverputzten Obermauern unter den Gewölben. Dem Bedürfnis nach breiter Grundfläche folgend, legte man damals das Schiff faſt quadratiſch an. Dadurch, daß man es unter ein gleich hohes Dach mit dem Oſtteil brachte, kamen nicht nur die Traufe, ſondern auch der Dachfußboden und damit die Gewölbe um faſt 1 m tiefer als dort(Abb. 196). Der ſockelloſe Erweiterungs­bau aus Feldſteinen erhielt auf jeder der beiden Längsſeiten zwei breite in ſteifen Spitzbögen geſchloſſene Fenſter. Man ſetzte ihn mit dem älteren Teile durch einen breit geſpannten Rundbogen in Verbindung, deſſen Scheitel nicht allzu hoch liegen durfte, weil man im Weſten vier auf einer einzigen Mittelſäule ruhende Gewölbejoche ohne Rippen und Gurte plante, deren mittlerer Längsgrat über jener großen Bogen­öffnung einen Stützpunkt finden mußte. Auf der Oſtſeite ſtützten ſich gegen dieſen Bogen die zwei Längsgrate des diesſeitigen Gewölbeſyſtems, das den Oſtteil in drei Schiffen von ungleicher Breite überdecken ſollte. Die Mauerzwickel über dem Rund­bogen, die von keiner Seite durch die Gewölbe belaſtet wurden, durchbrach man zur Erſparung von Bauſtoff und Verhütung unnötiger Belaſtung durch Sffnungen, welche wie die Weſttür und der große Verbindungsbogen ſelbſt in Halbkreisform geſchloſſen wurden. Die aus Backſtein hergeſtellten Stützen der Gewölbe wurden in beiden Teilen der Kirche dem Stil der Zeit entſprechend als Frührenaiſſancepfeiler auf Poſtamenten und im Chor mit korinthiſierendem Kapitell ausgebildet. Der weſtliche Pfeiler erhielt quadratiſchen Querſchnitt. Die Flächen der vier öſtlichen ſchlanken Achteckpfeiler ſind leicht ausgehöhlt. Die Profilierung iſt bei allen noch recht ſchwer und unbeholfen, namentlich die Horizontalgeſimſe ſind, wie bei anderen Frührenaiſſance­bauten, übermäßig ſtark ausgebildet. Das Blattwerk der Kapitelle erinnert nur wenig an die Akanthusformen, ſeine Zacken ähneln vielmehr denen der Ahornblätter. Die Kappen von ganz geringfügiger Buſung ſind auf Schwalbenſchwanz eingewölbt. Auch die Grate ſind in bezeichnender Weiſe im Putz kurz und ſcharf aus der Fläche heraus­gezogen. Der Innenraum der Kirche iſt zwar durch den mittleren Verbindungsbogen feiner Einheitlichkeit beraubt, doch bilden ſich durch ihn für den von Weſten Ein: tretenden reizvolle Überſchneidungen, und die verſchiedenartige Stellung der Pfeiler in beiden Teilen gibt dem Kircheninnern eine gewiſſe maleriſche Wirkung(Abb. 197),

ja ſie iſt wegen der praktiſchen Ausnutzung des Raumes nicht einmal un­<