Alt⸗Ruppin(Topographie, Kirche). 269
Die Backſteinkirche beſteht aus einem im Oſten gerade geſchloſſenen Schiff, einem gleichbreiten Turm im Weſten, einer einſtöckigen Vorhalle im Süden und einer Sakriſtei am Oſtende der Nordſeite(Abb. 245). Sie iſt kein einheitliches Werk, vielmehr gehört der Oſtteil einer viel älteren Zeit an als der weſtliche.
Erſte Bauzeit. 13. Jahrhundert. Von ihr ſtammt der Oſtteil der Kirche (Backſteinformat 30 X 14 X 11 em). Von den drei Fenſtern des Oſtgiebels (Abb. 245) war das mittlere dreiteilig; es hatte ſchönes, ſtreng gezeichnetes Maßwerk, das auf der Innenſeite vermauert wurde, als man die Decke ſpäter tiefer legte. Die beiden ſeitlichen ſind erneuert. Von den Fenſtern der Langſeiten iſt nur noch eine einzige Spur am Oſtende der Nordwand erhalten; ſie liegt auffallend nahe der Oſtecke des Kirchenraumes, doch erklärt ſich dies dadurch, daß die Sakriſtei, wenn auch in ihrer jetzigen Form aus neuerer Zeit, doch ſchon mit dem Chore an dieſer Stelle angelegt wurde und das Fenſter in die Oſtecke drängte. Ebenſo iſt von den urſprünglichen Portalen nur noch eins innerhalb der ſüdlichen Vorhalle vorhanden; ſeine Gewände ſind bis zum rundſtabförmigen Kämpfer breit abgefaſt, darüber im Bogen aber reicher profiliert(Abb. 245). Über ihm bemerkt man noch die Spur eines Roſenfenſters in Sechspaßform. Über die damalige Geſtalt des Weſtteils der Kirche läßt ſich nur ſagen, daß er aus Fachwerk beſtand und i. J. 1590 baufällig war. Eine im Dachboden am Oſtgiebel um!/2 Stein vortretende große Halbkreisform zeigt an, daß das Innere urſprünglich eine Holztonne in dieſer Form hatte. Seine Wände waren, wie eben dort noch erſichtlich, rot gefärbt und mit weißen Fugen überzogen. Der Granitſockel, die tüchtige und ſaubere Ausführung des Backſteinmauerwerks, die ſchlichten Kreisformen des Maßwerks, die ſchrägen Gewände der Fenſter, die breiten ruhigen Flächen des Oſtgiebels, die ſechspaßförmige Roſe an der Südſeite und ſchließlich die ehemalige Holztonne im Innern ſprechen für eine Entſtehungszeit um 1300. Auch das Backſteinformat, welches dem der Kloſterkirche in Neuruppin entſpricht, beſtätigt dieſe Annahme.
Zweite Bauzeit. In den Jahren 1598 und 1599 wurden nach zwei bei Beckmann(Nachlaß) mitgeteilten, jetzt nicht mehr vorhandenen Inſchriften in der Kirche „der Glockenturm und der hinterſte(weſtliche) Teil der Kirche bis am Leichhauſe durch des Hauptmanns Hunert v. Zerbſt Beförderung von Grund auf gemauert und gebaut“ und im Jahre 1603„des Turmes Spitze und das Sparrwerk der Kirchen durch des Kaſtners Valentin Zügel Beförderung erbaut“. Der Neubau geſchah in
Abb. 246. Altruppin. Weſtteil der Kirche von Süden.