Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Alt-Ruppin(Kirche).

einer ſehr mangelhaften nachläffigen Back­ſteintechnik unter Verwendung von ein­zelnen Feldſteinen. An den älteren Oſtteil wurde ein Schiff mit drei Spitzbogen­fenſtern auf jeder Seite angefügt; auch die Fenſter des Turmes tragen noch vollſtändig gotiſches Gepräge(Abb. 246). Nur das Hauptgeſims, welches damals an beiden Längsſeiten der Kirche bis zum Oſtgiebel neu durchgeführt wurde, erhielt ſchon Renaiſſancecharakter, der ſich nament­lich in den Konſolen ausſpricht; am Oſt­teil blieb dabei das Halsglied vom alten Geſims erhalten(Abb. 245). Auch in­ſofern griff dieſe Bauunternehmung auf den öſtlichen Teil über, als ſeine Holz­tonne gänzlich beſeitigt und eine gerade Balkendecke über den ganzen Raum hin­geſtreckt wurde, ohne Rückſicht auf die frühere ſchöne Raumwirkung und auf das hochragende mittlere Oſtfenſter, deſſen Maßwerk ſie durchkreuzte. Die Quer­ſchnittform des älteren Daches wurde wegen dieſes Oſtgiebels zwar beibehalten, aber das Gefüge des Dachſtuhls gänzlich erneuert. Die Balkendecke wurde mit ver: ſchiedenartigen Rundmedaillons aus Stuck nach acht verſchiedenen Modellen(Ro­fetten verſchiedener Form, Greif, Doppel­adler, Menſchen- und Engelsköpfe) in Abſtänden von 1,40 m an den Unter­flächen der Balken geſchmückt. Das Wap­pen des Kurfürſten Joachim Friedrich und die Jahreszahl 1608, die nach Beckmanns Nachlaß im Chor der Kirche angebracht waren, bezogen ſich wohl auf dieſe Umge­ſtaltung. Auch der Unterteil der Sakriſtei in ihrem jetzigen Beſtande bis drei Meter Höhe dürfte dieſer Bauzeit angehören, der obere aber ſogar erſt der Erneuerung von 1846.

In dieſem Jahre wurden auch nach Abtragung der älteren Turmendigung der oberſte Teil des jetzigen Turmes, nämlich die Giebel und der Dachreiter, die Kanten des

Abb. 248. Altruppin. Kirche. Akanthusornament von der Kanzel.