Alt-Ruppin(Kirche).
einer ſehr mangelhaften nachläffigen Backſteintechnik unter Verwendung von einzelnen Feldſteinen. An den älteren Oſtteil wurde ein Schiff mit drei Spitzbogenfenſtern auf jeder Seite angefügt; auch die Fenſter des Turmes tragen noch vollſtändig gotiſches Gepräge(Abb. 246). Nur das Hauptgeſims, welches damals an beiden Längsſeiten der Kirche bis zum Oſtgiebel neu durchgeführt wurde, erhielt ſchon Renaiſſancecharakter, der ſich namentlich in den Konſolen ausſpricht; am Oſtteil blieb dabei das Halsglied vom alten Geſims erhalten(Abb. 245). Auch inſofern griff dieſe Bauunternehmung auf den öſtlichen Teil über, als ſeine Holztonne gänzlich beſeitigt und eine gerade Balkendecke über den ganzen Raum hingeſtreckt wurde, ohne Rückſicht auf die frühere ſchöne Raumwirkung und auf das hochragende mittlere Oſtfenſter, deſſen Maßwerk ſie durchkreuzte. Die Querſchnittform des älteren Daches wurde wegen dieſes Oſtgiebels zwar beibehalten, aber das Gefüge des Dachſtuhls gänzlich erneuert. Die Balkendecke wurde mit ver: ſchiedenartigen Rundmedaillons aus Stuck nach acht verſchiedenen Modellen(Rofetten verſchiedener Form, Greif, Doppeladler, Menſchen- und Engelsköpfe) in Abſtänden von 1,40 m an den Unterflächen der Balken geſchmückt. Das Wappen des Kurfürſten Joachim Friedrich und die Jahreszahl 1608, die nach Beckmanns Nachlaß im Chor der Kirche angebracht waren, bezogen ſich wohl auf dieſe Umgeſtaltung. Auch der Unterteil der Sakriſtei in ihrem jetzigen Beſtande bis drei Meter Höhe dürfte dieſer Bauzeit angehören, der obere aber ſogar erſt der Erneuerung von 1846.
In dieſem Jahre wurden auch nach Abtragung der älteren Turmendigung der oberſte Teil des jetzigen Turmes, nämlich die Giebel und der Dachreiter, die Kanten des
Abb. 248. Altruppin. Kirche. Akanthusornament von der Kanzel.