288 Ruppin. 1787 herausleſen(Taf. 12). Der aälteſte Straßenzug war ohne Zweifel der Steinweg, der in einem Teile der den Ort durchziehenden Landſtraße beſtand. Er bildete mit der Bauſtraße(1365: platea agricolarum) ſpäter einen Doppelſtraßenzug(1360: viales mediae civitatis),, der aber erſt nachträglich durch die zwiſchen beide eingeſchalteten ſchmalen Viertel entſtand, und zwar aus einer, einem langgeſtreckten Dorfanger ähnlichen Marktſtraße, an deren Südweſtende wir auch, wie bei Dörfern, die Kirche finden. Es iſt die Nikolaikirche, deren Patron auch ſonſt ſehr häufig in den Städten der Mark die älteſten Pfarrkirchen geweiht ſind.
Daß die in der Folgezeit entſtehenden Seitenſtraßen der breiten Marktſtraße nicht das Ergebnis einer rein künſtlichen Plananlage ſind, lehrt die ſchiefe Richtung, in welcher ſie von jener abzweigen. Dieſe iſt offenbar auf natürliche Grundlagen, und zwar auf den Lauf des Klappgrabens zurückzuführen, der, von Nordweſten kommend, vor feiner Mündung in den See den Ort durchquert 1). Er konnte dieſe Wirkung zunächſt nur äußern auf die ihm benachbarte Straße, welche da von der alten Hauptſtraße abzweigt, wo ſich in angemeſſener Entfernung von der Kirche der Handelsverkehr konzentriert hatte, d. h. beim alten Markte. Es iſt die alte Scharrenſtraße(1365: platea inter fora), die dann ihrerſeits für die Richtung ihrer Parallelſtraßen maßgebend wurde. Sie war es wohl auch, mittels welcher man zunächſt Fühlung nach dem See ſuchte. Im Jahre der Erteilung des Privilegs finden wir den im Anwachſen begriffenen Ort bereits im Beſitz zweier Märkte, eines Rathauſes ſowie von Ständen für Fleiſcher, Fiſcher und Schneider, als Beweis für den bedeutenden Umfang, den er jedenfalls bereits damals erlangt hatte. Die ſicher gleichzeitig erfolgte Ummauerung umſchloß mindeſtens außer den genannten beiden Märkten die Stellen der Nikolaikirche, der Marienkirche ſowie des Kloſters, das kurz vorher, um die Mitte des 13. Jahrhunderts, in der Südecke der Stadt gegründet worden war, mithin dasſelbe Gebiet, das Neuruppin bis ins 18. Jahrhundert hin einnahm.
Die Stadt war nach Bratring im Mittelalter in vier Viertel geteilt, welche die Namen St. Georgen⸗ oder Rentzkowviertel, St. Spiritusviertel, Siechenhaus⸗ oder Beguinenviertel und St. Nikolaiviertel trugen, aber in ihren Grenzen nicht mehr genau feſtzuſtellen find. Sicher iſt, daß der Rentzkow im Südoſten, das Beguinenviertel im Südweſten und das St. Nikolaiviertel im Weſten lag, während ſich das St. Spiritusviertel vom Norden bis gegen den Neuen Markt hinzog. Die Namen der Straßen ergeben ſich aus der Zuſammenſtellung auf Seite 292. Beachtenswert iſt unter ihnen vor allem der oben bereits angeführte Doppelſtraßenzug in der
) Die Annahme Riedels und der älteren Topographen der Stadt, daß der Klappgraben in der Zeit vor 1787 nur um die Stadt gefloſſen ſei, beruht wahrſcheinlich darauf, daß er auf dem Plane von Braſch(Taf. 19) fehlt, iſt aber irrtümlich. Vielmehr kreuzte er von jeher die breiteren Viertel inmitten der Stadt. Das ergibt ſich ſchon aus dem Regiſter von 1365, wo er als„Aush“(Fließ ) oder„ſlush“ Schleuſe) bezeichnet wird, ferner aus Holles Topographie(1711) und dem Plane von Schnakenburg(1786). Nach Beckmanns Nachlaß war er zu ſeiner Zeit„eingegangen“ und ſollte wieder erneuert werden
(vgl. S. 292).