Richtung zwiſchen den Haupttoren, dem Altruppiner oder Rheinsberger (1291 Steintor, porta lapidea, genannt) und dem Bechliner(ſpäteren Berliner) Tor. Kurz vor beiden Toren verengerte man dieſe Hauptverkehrsſtraße der leichteren Verteidigung wegen zu halsartigen Durchläſſen. Nur die den Steinweg kreuzenden breiteren Verkehrswege führten den Namen Straße(1363: platea), während die mit ihm gleichlaufenden ſchmaleren in alter Zeit nur als Gaſſen(vicus) auftreten, mit Ausnahme der plates prepositi, die mit der ſpäteren Wedemerſtraße gleichbedeutend fein dürfte(Wedem—Pfarrhof), ſowie der platea sacerdotum(Papenſtraße) und der Lappſtraße, die aber erſt Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt werden(Riedel IV, 349 f.). Eine der verkehrsreichſten Straßen war jedenfalls die bereits erwähnte zwiſchen beiden Märkten (platea inter fora) und nächſtdem die beim dritten Tor, dem Seetor, ausmündende Fährſtraße. Eine geſonderte Wohnweiſe für einzelne Handwerke läßt ſich nach der Heberolle von 1365(Riedel IV, 297 f nicht nachweiſen. Auch iſt nicht feſtzuſtellen, inwieweit die Bürger von der im Jahre 1256 vom Grafen erteilten Erlaubnis, „Vorſöller“ anzulegen, Gebrauch gemacht haben; in der Heberolle von 1365 wird nur an einer Stelle, am Taſchenberge, eines ſolchen gedacht.
Inmitten zwiſchen beiden Haupttoren lag am Alten Markte oder„Kornmarkte“ das Rathaus. Dieſe ſeine mittlere Lage in der Stadt deutet an, daß hier das Herz des Verkehrs zu ſuchen iſt. In der auch ſonſt üblichen Weiſe gruppierten ſich darum verſchiedene Nebengebäude, ſo vor allem die einander benachbarten, in gleicher Linie ſtehenden Brot- und Fleiſchſcharren; längs ſeiner Südoſtſeite ſtanden ferner die Töpferſcharren, die Wagebude und eine Garküche. An Stelle der Fleiſchſcharren wurden nach und nach Wohnhäuſer errichtet, die 1711 in Holles Topographie den Namen„Neun Hackenbuden“ führen. Am Markte ſtand auch in ſpäterer Zeit ein vom Rate für die Schuſter gebautes Haus, worin ſie ihre Waren feilhielten; ein ähnliches befand ſich ſchon früher auf dem Neuen Markte.
Nur durch ein ſchmales Viertel vom Markt und dem Steinweg getrennt, ſtand die Hauptpfarrkirche St. Marien infolge ihrer Orientierung ſchräg auf dem fie um: gebenden rechteckigen Friedhofe. An deſſen Oſtſeite finden wir die Schule und ein beſonderes Lehrerhaus, vermutlich das ſpätere Rektoratsgebäude, ſowie im Jahre 1711 die Kunſtpfeiferwohnung; auch hatten die Mönche des Granſeer Barfüßer⸗-Kloſters auf dem Kirchhofe ein Haus(die ſog. ‚Mönchszelle“, das 1541 vom Rat angekauft und den letzten Kalandsherren zur Wohnung eingeräumt wurde. Gegenüber der Kirche, in der Scharrenſtraße, lag nach Beckmanns Nachlaß das Freihaus der Grafen von Lindow , der ſog. Ritterhof oder Adlige Hof. Neben ihm befand ſich das Archi— diakonathaus mit dem Pfarrgarten, wohl gleichbedeutend mit der 1365 angeführten dos(Bewidmung, Wedem; ſ. o.). In der vom Friedhof weſtlich abzweigenden Gaſſe lag die danach benannte Badſtube(1365: stupa media stans in vico)h. Der weiter ſeewärts an der Scharrenſtraße liegende Neue Markt diente wohl vorherrſchend dem Fiſchhandel. Auf ihm finden wir die Fiſch- oder Heringsbänke mit einem Brunnen, ferner ſchon 1291 ein Kaufhaus, deſſen Stelle ſpäter das Schöppenhaus einnahm, und an ſeiner Ecke, wo ſpäter die Montierungskammer ſtand, das der Stadt gehörige
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