Hochzeitshaus. In feiner Nähe oſtwärts lag wohl eine zweite Badſtube, die stupa
stagni. An der Straße, die vom Neuen Markt zum Kloſter führt(Lappſtraße), ſtand
ſeit 1490 das Siechenhaus nebſt der zugehörigen Kapelle. Das Dominikaner⸗Kloſter
hatte in üblicher Weiſe ſeinen Platz am äußerſten Rande der Stadt, und zwar hier in der Südecke. Die von der Kloſterkirche in nordweſtlicher Richtung ziehenden Beguinenſtraßen nannten ſich offenbar nach Beſitzungen dieſer Geſellſchaft, deren genauere Lage indeſſen unbekannt iſt. An der Großen Beguinenſtraße lagen jedenfalls unweit des Kloſters die 1365 erwähnten, zu St. Nikolai gehörigen Häuſer, die vielleicht ſpäter zum Wohnhaus des reformierten Predigers verwendet wurden. Auch das Kalandshaus lag an der Großen Beguinenſtraße zwiſchen der Papen⸗ und Wedemerſtraße und war mit dem rückwärts belegenen Prieſterhauſe durch eine Gaſſe verbunden(Bittkau , Alt. Geſch. der Stadt Neuruppin , S. 57). An der Kleinen Beguinenſtraße, nahe der Nikolaiſtraße, muß das Abſteigehaus des Kloſters Lindow gelegen haben. Dieſer Stadtteil zwiſchen dem Klappgraben, Steinweg und Kloſter ſcheint noch am meiſten von allen im 14. Jahrhundert eine geſchloſſene Bauart gehabt zu haben. Seine wenigen Straßen und langen geſchloſſenen Viertel deuten auf ruhige Wohnweiſe.
Der im Weſten der Nikolai, ſpäteren Reformierten Kirche belegene Stadtteil hatte offenbar verhältnismäßig geringen Verkehr, wie die Straßennamen Bauſtraße Ackerbauerſtraße), Grünſtraße und Peterſilienſtraße andeuten. Überhaupt beftand der ganze Teil noch im 14. Jahrhundert wohl zum Teil aus unbebautem Gartengelände. Auch der Stadthof, nach Kampe der ehemalige Schulzenhof, von dem die benachbarte Schulzenſtraße den Namen führte, fand hier reichlichen Raum. Er umſchloß unter anderem den Bullenhof(Marſtall), die Meierei, ſpäter Schäferei, vielleicht auch die Hirtenhäuſer, das ſtädtiſche Zeughaus(daher 1365„blidenhof“,), die Wohnungen der unteren Stadtbeamten wie des Stadtboten(preco), ſowie der Hebammen. Der am Ende der Schulzenſtraße befindliche runde Mauerturm diente als Gefängnisturm („Fangeturm“). Die Scharfrichterei mit dem„Hundegarten“ befand ſich in nächſter Nähe an der Scharfrichtergaſſe. Die nächſte Querſtraße war die ScharländerStraße, an der jedenfalls die ſchon 1291 erwähnte Stupa Scadelant gelegen hat. In der Nordecke der Stadt, zwiſchen Scharländer⸗Straße und Roſenwinkel, iſt das Gelände zu ſuchen, auf dem im Jahre 1512 ein berühmtes Turnier abgehalten wurde und das davon noch lange den Namen Ritterplan(Ritterort) führte. Hr
Unmittelbar beim Rheinsberger Tore, am Ende des Steinwegs, befand ſich nach Holles Topographie die Wohnung des„Heyters“(tzeidereuters). Wenige Schritte daneben auf der Südſeite des Steinwegs lag das Heiliggeiſthoſpital mit ſeiner zugehörigen Kapelle und ſeinem Friedhofe. Südlich davon finden wir das Propſteihaus in der Nähe des ehemaligen Rentzkow⸗Gartens, der auch noch 1541 als ſolcher erwähnt wird, nachdem die Straße den Namen Propſteiſtraße erhalten hatte. Ihr benachbart verlief in gleicher Richtung die Roßmühlenſtraße, an der im 14. Jahrhundert vorherrſchend Stellmacher, Töpfer, Färber und andere Handwerker wohnten; ſpäter, als ſie den Namen Leinweberſtraße führte, herrſchten wohl die Weber vor.