Neu⸗Ruppin (Pfarrkirche). 295

Den ſüdlichen deckte ein abgewalmtes Satteldach mit ſchlankem Dachreiter, den nördlichen ein vierſeitiger hoher Spitzhelm, deſſen Ecken mit kleinen Spitztürmchen beſetzt waren. Nach der Merianſchen Anſicht(Abb. 262), auf welcher dieſe Bes ſchreibung des mittelalterlichen Zuſtandes der Kirche beruht, war das Haupt­geſims des Schiffes mit einem reichen Maßwerkfrieſe geſchmückt, der die fialenartig endigenden Strebepfeiler umzog. An der Nordſeite des Schiffes befand ſich ein polygonaler Treppenturm, der über dem Hauptgeſims mit krab­benbeſetztem Helm endigte. Auch der Chor hatte einen Anbau, und zwar auf der Südſeite. Aus ſeiner Lage im Grundriß und dem Um— ſtande, daß in Neuruppin ein zahl­reicher Kaland beſtand, gewinnt es den Anſchein, daß dieſer Anbau der genannten Gilde diente und ver­mutlich wie anderwärts zweige­ſchoſſig war. Aus der Erſcheinung der Kirche bei Merian und der Notiz in Beckmanns Nachlaß, daß die inneren Pfeiler mit gedrehten Rundſtäben beſetzt waren, muß man ſchließen, daß die Kirche in ſpätgotiſcher Zeit ganz erneuert worden iſt, eine Annahme, welche vollkommen beſtätigt wird durch die einſt im Inneren befindliche Inſchrift, die das Jahr 1501 als Vollendungsjahr angab;. (Riedel, Codex IV , 246). Die Abb. 264. Neuruppin . Pfarrkirche. Turmſpitzen der Kirche waren 1521 ſo ſchadhaft, daß ſie heruntergenommen und neu aufgerichtet werden mußten. Nach der Aufnahme Genellis nach dem Brande von 1787(Abb. 263) waren die Obergeſchoſſe der Türme im 18. Jahrhundert vollſtändig umgebaut worden, und zwar in barockem Geſchmack mit kräftigem, weitausladendem Hauptgeſimſe, über dem ſich ein achteckiger, durch Pilaſter gegliederter und mit vier vollrunden Eckſäulen be­ſetzter Aufbau erhob. Die in den Jahren 1801— 1804 nach Plänen des Oberbaurats Berſon erbaute jetzige Pfarrkirche iſt ein zur Hauptſtraße parallel ſtehender einſchiffiger Putzbau, deſſen