310 Ruppin.
eine Wange nebſt einem Blatt in größerem Maßſtab zeigt, war eines der älteſten der Provinz und gehörte allem Anſchein nach der Zeit des Chorumbaus um 1300 an; nach Beckmanns Nachlaß war es ſtellenweiſe mit den Namen fremder DominikanerKlöſter bezeichnet..
Im ſüdlichen Turm eine kleine Glocke ohne Klöppel, 65 em Durchm., mit Inſchrift am Halſe in römiſchen Majuskeln, laut welcher der Rat ſie zum„Seuer“ (Uhr) in der Kirche im Jahre 1582 geſtiftet hat; der Gießer war Elias Erneke.
Kloſter. Die Klauſurgebäude lagen auf der Südſeite der Kirche, zwiſchen ihr und dem See. Sie ſchloſſen im Viereck den Kreuzgarten ein, der nur auf drei Seiten, nämlich— wenn man die Orientierung der Kirche für die Himmelsrichtungen gelten läßt— im Norden, Oſten und Süden von einem Kreuzgange um— zogen war. In ſpäterer Zeit, wo nur noch acht Mönche im Kloſter hauſten, bewohnten dieſe, nach Kampes Darlegung zu urteilen, acht faſt nach Karthäuſerart ö getrennte Zellen im Erdgeſchoſſe des Oſt
At, 250. Neuruppin : flügels. Die urſprüngliche Anlage des Kloſterkirche. Chorgeſtühl Kloſters war auf eine viel größere Zahl nebſt Teil der Schnitzerei. berechnet und ſehr bedeutend. Die Ober(Aus„Mitteil. der F. k. geſchoſſe der drei Flügel enthielten große Zentralkommiſſion“ 1563 Säle, von denen der öſtliche höchſtwahr—
ſcheinlich als gemeinſamer Schlafſaal
(Dormitorium) diente. Ein in der Richtung des Oſtflügels belegenes Weichhaus der hier nahe vorbeiſtreichenden Stadtmauer ſtand durch einen Übergang mit dem Dormitorium in Verbindung und enthielt die Abortanlage(Riedel IV, 305f.). Unweit davon muß nach der gleichen Quelle auch das Scherhaus gelegen haben. Der Südflügel enthielt im Erdgeſchoß das Refektorium und weiter weſtlich vermutlich die Küche. Die Abwäſſer des Kloſters wurden durch die Stadtmauer in den See geführt, der damals dicht an dieſe herantrat. Das Südende des Weſtflügels, deſſen Giebel ein Erker zierte, enthielt anſcheinend das Gäſtehaus. Zwiſchen ihm und der Stadtmauer war, wie am Oſtflügel, ein Tor, das nur für die patrouillierende Wache offen ſtand. Beim Gäſtehaus befand ſich auch das Backhaus. Der nördliche Teil des Weſtflügels enthielt im Erdgeſchoß wahrſcheinlich, wie im Dominikaner⸗ -Kloſter in Brandenburg , eine Schule. Von hier bis in die damalige Südecke der Stadt erſtreckte ſich der Kloſtergarten, während der Friedhof im Norden und Oſten der Gebäudegruppe lag. Von ihr getrennt war das Beichthaus, das 1382 auf einer Bürgerſtelle ſtand. Während der Oſt- und Südflügel der Kloſtergebäude im Jahre 1465 durch einen Brand faſt ganz zu Grunde gingen und in Merians Zeichnung daher nicht mehr hervortreten, überſtand der Weſtflügel mit der Kirche ſowohl den Dreißigjährigen Krieg wie den großen Brand von 1787 und wurde erſt danach allmählich abgetragen.