356. Ruppin.
Hufen zählte man 22. Die Einwohnerzahl belief ſich insgeſamt auf 589, ein halbes Jahrhundert ſpäter auf 9ö0. Ahnlich wie in Wuſterhauſen iſt neuerdings in dem wohlhabenden, aber lediglich auf Landwirtſchaft angewieſenen Ort die Zahl der Bewohner geſunken. Die v. Zieten haben noch heute zwei Anteile des Gutsbezirks.
Topographie. Die Ortſchaft war einſt mit einem Graben umgeben, der größtenteils noch erhalten iſt, außerdem nach Beckmann mit einem Wall auf einer Seite, während die andere durch ausgedehnte ſumpfige Wieſen genügend geſchützt war. Nach Bratring (Grafſchaft Ruppin , S. 443 f) beſtand fie ſchon damals aus ſieben Straßen. Der heute noch vorhandene größere Platz war nach Büſching(Topographie S. 49 f. vermutlich der einſtige Markt, an dem das Rathaus ſtand. Die Kirche liegt am Nordende des Ortes.
Nördlich von ihr befindet ſich außerhalb des Ortes an der Temnitz, von aus— gedehnten Wieſen umgeben, ein Burgwall, der höchſtwahrſcheinlich der im Jahre 1478 urkundlich erwähnten Burg des Grafen Jakob angehörte. Nach Büſching ſtand zu ſeiner Zeit daſelbſt noch ein verfallenes Gebäude, zu dem man von der Stadt aus mittels eines Dammes und einer Zugbrücke gelangte. Eine Unterſuchung des Burg— walles durch Virchow i. J. 1874 ergab als Fund außer mittelalterlichen Tonſcherben bei 10 Fuß Tiefe ein viereckiges Fundament aus mächtigen Geſchiebeblöcken, vielleicht den Unterbau eines Turmes(vgl. Mitteil. d. Berl. Anthropol. Geſ., 1874, S. 160 f.
Die etwa aus dem 14. Jahrhundert ſtammende Kirche in Saalform mit quadratiſchem Weſtturm beſteht aus Feldſtein mit Backſteinkanten. Sie entſtammt offenbar zwei verſchiedenen Bauzeiten, die ſich weniger durch eine ſcharfe Baunaht als durch die Art des Mauerwerks unterſcheiden. Die öſtliche größere Hälfte gibt ſich durch ihr ſorgfältig in Reihen verlegtes, eckig bearbeitetes Material als der ältere Teil zu erkennen. Die weſtliche mit dem Turm hingegen beſteht in auffallend wildem, ſtark verzwicktem Feldſteinmauerwerk mit aufgezogenen doppelten Quaderfugen in Weiß; dagegen iſt das Backſteinmauerwerk(Format unten an der Kirche 29* 13,5 X 9, s em) ſehr ſorgfältig gearbeitet und mit eingeritzten Linien geziert. Vielleicht geſchah dieſe weſtliche Erweiterung in dem an der großen Glocke bezeichneten Jahre 1476. Die urſprünglich wohl ſpitzbogigen Fenſter find alle vergrößert und im Korbbogen geſchloſſen, die beiden Portale an der Süͤdſeite flach, korbbogig und mit Putzſtreifen umrahmt. Der Turm ſchließt mit hohem, ſchlankem, achteckigem Spitzhelm. Seine Schallöffnungen aus Backſtein(Format 27,5 bis 23* 14*8 bis 9 em) find gekuppelt in Spitzbogenblenden. An der Nordſeite der Kirche iſt eine Gruft der Familie v. Zieten mit wappengeſchmückter Eingangstür. Die gerade Decke der Kirche iſt glatt geputzt.
Altar und Kanzel ganz ſchlicht, aus neuerer Zeit, ebenſo die hölzerne Taufe.
Taufſchüſſel von 1687, meſſinggetrieben, 40 em Durchm., mit gewelltem und gebuckeltem Rande.
Epitaph des Nikolaus Janticovius nebſt Gattin von 1666, beſtehend in einer ſchwarz umrahmten Holztafel, auf der die Bildniſſe der beiden Verſtorbenen in Medaillonform von A. Mewes gemalt ſind.