368 Ruppin.
Das Rathaus fand bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts ſüdlich vom jetzigen, alſo mehr mitten auf dem Marktplatz, die Kirche mit ihrer Weſtfront hart an der ehemaligen Kirch⸗ und jetzigen Wilhelmſtraße. Um ſie her, namentlich an der Nord⸗ und Südſeite, lag der von einer Mauer umgebene Friedhof(Geh. Staatsarchiv, Prov. Brandenb. Rep. 2, Wuſterhauſen ). An ſeine nördliche Mauer lehnten ſich das Schulhaus und ein bis in die neuere Zeit der Kalandsſtiftung gehöriges Häuschen. Nordöoͤſtlich hiervon und von der Kirche befindet ſich noch heute der Pfarrhof. Das von der St. Petriſtraße in feinen Garten führende gotiſche Tor weiſt auf ein Grundſtück von ehemals beſonderer Bedeutung; vielleicht irrt man nicht, wenn man hier den einſtigen Kalandshof annimmt.
In der Heiliggeiſtſtraße befanden ſich einſt die Hirtenwohnung ſowie eine größere Anzahl Scheunen und Ställe, da hier vor— herrſchend Mitglieder der Ackergilde wohnten. Das Gewerk der Schuhmacher hingegen hatte mehr den Südweſten der Stadt inne, wo der Stadtgraben den Namen„Schuſterdoſſe“ führte. An ihm lag auch eine Lohmühle in der Nähe des Kampehler Tores, vor dem überdies an dem gleichlaufenden Waſſerarm die ſogenannte Zweirademühle ſtand, während die Hauptmühle der Stadt, die ſogenannte Vierrademühle, beim Kyritzer Tore lag. Die Bezeichnung Scharfrichterſtraße im abge: legenen Südweſtteile der Stadt erinnert an die übliche Lage der Scharfrichterwohnung in nächſter Nähe der Mauer.
Am Rande der Stadt lagen außer der Stephanskapelle vor dem Kampehler Tor auf Wuſterhauſen . Querſchnitt der Pfarrkirche. dem jetzigen Friedhofe noch drei Kapellen,
die zu Hoſpitälern gehörten, nämlich: die
Heiliggeiſtkapelle innerhalb der Stadt am Wildberger Tor(vergl. S. 383), die St. Gertrudkapelle vor dem Kyritzer Tor und die noch nach der Reformation beibehaltene, aber vor Beckmanns Zeit ſchon eingegangene St. Georgskapelle, deren Lage unbekannt iſt.
Pfarrkirche. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul (Abb. 345) iſt eine dreiſchiffige gewölbte
Abb. 348. Wuſterhauſen. Pfarrkirche. Hallenkirche mit polygonal geſchloſſenem Querſchnitt durch die ehemalige Baſilika. dreiſchiffigen Chor, der im Norden und Süden