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ſind noch großenteils erhalten und zeigen an vielen Stellen, z. B. an der Ecke neben der
Marienkapelle(Abb. 349), noch die Spuren ihrer Fenſter ſowie die von zwei
Granitportalen im letzten Joche vor dem Turm. Als weitere Zeugen der baſilikalen
Anlage des Langhauſes finden wir die beiden kräftigen Granitpfeiler mit gefaſtem
Sockel an der Oſtſeite des Turmes, welche unten den Beginn der Arkaden und oben
den Anfang der Mittelſchiffsmauer bildeten. Darüber finden wir die Spur des
einſtigen Mittelſchiffdaches. Das daraus ſich er
gebende faſt quadratiſche Verhältnis des Mittel
ſchiffs ſowie die flache Steigung ſeines Daches
(Abb. 348) muten noch ganz romaniſch an. Eine
ſparſame Verwendung von Backſtein zeigt ſich ledig
lich in den Bögen der Seitenſchiffenſter. An das
ſehr kurze Langhaus ſchloß man weſtwärts den Unter
bau eines ſtattlichen Turmes, der durch große Bogen
öffnungen nicht nur mit dem Mittelſchiff, ſondern
auch mit den im Norden und Süden bis zu ſeiner
Weſtfront verlängerten Seitenſchiffen der Baſilika in
Verbindung gebracht wurde. Er gedieh damals mit
ſeiner Rückwand nur bis zur Höhe des Mittelſchiffs,
an der Weſtſeite nur bis zu deſſen Traufhöhe und
wurde wohl vorläufig mit einem weſtwärts geneigten
Abb. 350. Wuſterhauſen. Pfarrkirche. Pultdache abgeſchloſſen. Das Backſteinformat dieſer
Geſims und Kante des Weſtgiebels. Bauzeit von 26* 129 em hat auch die Wendeltreppe im Turm.
Dritte Bauzeit. Anfang des 14. Jahrhunderts. Der allgemeine Zug der
Zeit und der Wunſch nach einer feuerſicheren weiträumigen Kirche führte am Anfang
des 14. Jahrhunderts zur Aufgabe der Holzdecken und Umgeſtaltung der Baſilika
zur Hallenkirche. Man begann die Umwandlung in dieſem Falle mit dem Lang
hauſe unter Einſchluß des Querſchiffs. Auch der Turm wurde davon berührt. Man
vermauerte zunächſt die Fenſter und Portale der Seitenſchiffe, erhöhte die ſo gefeſtigten
Mauern und legte in ihnen hohe dreiteilige Fenſter an. An den Widerlagspunkten
verſtärkte man ſie innen durch rechteckige Vorlagen, außen durch entſprechende
Strebepfeiler(Abb. 344), wo ſolche nicht ſchon, wie am Querſchiff, vorhanden
waren und nur erhöht zu werden brauchten. Die für eine Wölbung zu weit von:
einander ſtehenden Mittelſchiffsmauern mußten fallen und ließen nur an den Turm
ecken die beiden noch vorhandenen ſtarken Pfeilervorlagen als Überbleibſel zurück.
Dafür wurden unter Wahrung der früheren Querſchiffsbreite die vier noch beſtehenden
Pfeiler nebſt den entſprechenden Wandvorlagen an den Schiffsenden errichtet. Man
legte ſie unter Benutzung von alten Sockelſteinen alle vier quadratiſch an, führte aber nur das
weſtliche Paar aus dem gewonnenen Feldſteinmaterial in dieſer äußerſt ſchlichten Form
hoch, das öſtliche Paar hingegen aus Backſtein in der mehr gegliederten Kreuzform.
Danach konnte dann mit der Ausführung der Wölbung begonnen werden. Ihre Rippen, faſt