Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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370 Ruppin.

ſind noch großenteils erhalten und zeigen an vielen Stellen, z. B. an der Ecke neben der

Marienkapelle(Abb. 349), noch die Spuren ihrer Fenſter ſowie die von zwei

Granitportalen im letzten Joche vor dem Turm. Als weitere Zeugen der baſilikalen

Anlage des Langhauſes finden wir die beiden kräftigen Granitpfeiler mit gefaſtem

Sockel an der Oſtſeite des Turmes, welche unten den Beginn der Arkaden und oben

den Anfang der Mittelſchiffsmauer bildeten. Darüber finden wir die Spur des

einſtigen Mittelſchiffdaches. Das daraus ſich er­

gebende faſt quadratiſche Verhältnis des Mittel

ſchiffs ſowie die flache Steigung ſeines Daches

(Abb. 348) muten noch ganz romaniſch an. Eine

ſparſame Verwendung von Backſtein zeigt ſich ledig­

lich in den Bögen der Seitenſchiffenſter. An das

ſehr kurze Langhaus ſchloß man weſtwärts den Unter­

bau eines ſtattlichen Turmes, der durch große Bogen­

öffnungen nicht nur mit dem Mittelſchiff, ſondern

auch mit den im Norden und Süden bis zu ſeiner

Weſtfront verlängerten Seitenſchiffen der Baſilika in

Verbindung gebracht wurde. Er gedieh damals mit

ſeiner Rückwand nur bis zur Höhe des Mittelſchiffs,

an der Weſtſeite nur bis zu deſſen Traufhöhe und

wurde wohl vorläufig mit einem weſtwärts geneigten

Abb. 350. Wuſterhauſen. Pfarrkirche. Pultdache abgeſchloſſen. Das Backſteinformat dieſer

Geſims und Kante des Weſtgiebels. Bauzeit von 26* 129 em hat auch die Wendel­treppe im Turm.

Dritte Bauzeit. Anfang des 14. Jahrhunderts. Der allgemeine Zug der

Zeit und der Wunſch nach einer feuerſicheren weiträumigen Kirche führte am Anfang

des 14. Jahrhunderts zur Aufgabe der Holzdecken und Umgeſtaltung der Baſilika

zur Hallenkirche. Man begann die Umwandlung in dieſem Falle mit dem Lang­

hauſe unter Einſchluß des Querſchiffs. Auch der Turm wurde davon berührt. Man

vermauerte zunächſt die Fenſter und Portale der Seitenſchiffe, erhöhte die ſo gefeſtigten

Mauern und legte in ihnen hohe dreiteilige Fenſter an. An den Widerlagspunkten

verſtärkte man ſie innen durch rechteckige Vorlagen, außen durch entſprechende

Strebepfeiler(Abb. 344), wo ſolche nicht ſchon, wie am Querſchiff, vorhanden

waren und nur erhöht zu werden brauchten. Die für eine Wölbung zu weit von:

einander ſtehenden Mittelſchiffsmauern mußten fallen und ließen nur an den Turm­

ecken die beiden noch vorhandenen ſtarken Pfeilervorlagen als Überbleibſel zurück.

Dafür wurden unter Wahrung der früheren Querſchiffsbreite die vier noch beſtehenden

Pfeiler nebſt den entſprechenden Wandvorlagen an den Schiffsenden errichtet. Man

legte ſie unter Benutzung von alten Sockelſteinen alle vier quadratiſch an, führte aber nur das

weſtliche Paar aus dem gewonnenen Feldſteinmaterial in dieſer äußerſt ſchlichten Form

hoch, das öſtliche Paar hingegen aus Backſtein in der mehr gegliederten Kreuzform.

Danach konnte dann mit der Ausführung der Wölbung begonnen werden. Ihre Rippen, faſt