Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
371
Einzelbild herunterladen

Wuſterhauſen (Pfarrkirche). 371

durchgängig von einem kräftigen Birnſtab gebildet, zeigen nur im ehemaligen nördlichen Kreuzarm Anſätze aus einfachen unprofilierten Backſteinen, die man aber bald als zu roh wirkend aufgab. Die Schlußſteine wurden ſämtlich in ähnlicher Weiſe aus zwei Backſteinköpfen gebildet. Der äußerſt ſchlichten, noch an die Granittechnik erinnernden Abſtufung der Fenſtergewände entſpricht die äußerſt ſparſame und einfache Ausbildung des Inneren. Als einzigen Schmuck führte man unter dem Hauptgeſims einen Maß­werkfries von eigenartiger Zeichnung durch(Abb. 350). Die beiden vermauerten Granitportale mußten nun durch neue erſetzt werden, die man am äußerſten Weſt­ende der Kirche annähernd einander gegenüber anlegte, ſo daß der Gottesdienſt durch die Eintretenden möglichſt nicht geſtört wurde. Sie liegen in rechteckigen Vorlagen; das nördliche erhielt eine etwas reichere Ausbildung namentlich des Kämpfers (Abb. 351), der mit feinem, meiſt naturaliſtiſchem Blattwerk geſchmückt wurde. Wie die Öffnungen zwiſchen der Oſt- und Weſthälfte der Seitenſchiffe, die man faſt zu der vollen neugeſchaffenen Höhe ſteigerte, ſo deutet auch die Lage der neuen Portale darauf hin, daß man das Erdgeſchoß des Turmes und ſeine Seitenräume im Norden und Süden möglichſt mit dem Schiffsraum zu vereinigen ſuchte. Auffallend iſt dabei, daß man die Portale nicht in die Querachſen des Turmes legte. Dieſe merkwürdige Ab­weichung von der Symmetrie ſcheint in Verbindung mit dem Fehlen des Sockels an der öſtlichen Seite der nördlichen und ſüdlichen Turmöffnung darauf hinzuweiſen, daß man zuletzt noch dieſe Sffnungen zum gleichen Zwecke der Raumerweiterung einſeitig ver­breiterte. Das verurſachte inſofern nicht allzugroße Schwierigkeiten, als die Turm­pfeiler noch unausgebaut waren und das Gewölbe ſamt den Gurtbögen noch fehlte. Um die hohen Spitzbögen nach außen zu decken, wurden die Außenwände über den Portalen etwas erhöht und die Dächer bis über den Scheitel der Sffnung hinaufgezogen. Neben den Portalen an Stelle der hier vermauerten älteren Fenſter wurde nur auf der Nordſeite ein neues großes angeordnet; auffallenderweiſe iſt es in kleinem Format (26* 13 X 9 em), alſo vermutlich aus älteren Steinen ausgeführt. Auf der Süd­ſeite hingegen ſchuf man offenbar abſichtlich eine geſchloſſene Wandfläche, um dahinter eine Treppe anzulegen, deren Podeſt vielleicht durch das kleine Rundfenſter rechts über dem Portal Licht erhielt. Um aber doch dem Kirchenraum von Weſten mög­lichſt Licht zuzuführen, brach man das vierteilige Fenſter der Weſtfront ein. Das mächtige Gewölbe, das die hohe Turmvorhalle deckte, läßt aus der Übereinſtimmung des Rippenprofils(Abb. 351) erkennen, daß es mit dem des Schiffes gleichzeitig entſtand. Da der Turm auch diesmal noch nicht weitergeführt wurde, mußte man das hoch­ragende Dach der Hallenkirche im Weſten durch eine vorläufige Fachwerkwand ſchließen. Den ſeitlichen Überſtand des Daches neben dem Turm ſchloß man durch Backſteinmauern, deren Kanten mit Krabbenſteinen(Abb. 350) beſetzt wurden. Back­ſteinformat 29 14* 9 em. Auch der jetzt über dem Langhauſe beſtehende kieferne Dachſtuhl entſtammt dieſer Bauzeit(Abb. 347).

Vierte Bauzeit. Erſt gegen 1474 ſetzte man den Erweiterungsbau der Kirche im Oſten fort und unternahm einen umfaſſenden Umbau nach dem Plane, den wir auch ſonſt bei märkiſchen Pfarrkirchen in dieſer Spätzeit nachträglich durchgeführt

24°