Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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376 Ruppin.

den Hauptſchmuck der Kanzel. Im Jahre 1694 wurde ſie(nach Beckmanns Nachlaß) durch den Kunſtmaler Moritz Mewes aus Seehauſen bemalt. Nach dem heutigen Befunde handelte es ſich anſcheinend dabei nur um wenige Farben mit etwas Vers goldung.

Der Orgelproſpekt von anſprechender Gruppierung zeigt in feinen Schmuck­teilen ſehr verſchiedenen Charakter und ebenſo ungleiche Ausführung. In ſeiner jetzigen Geſtaltung gehört er dem 18. Jahrhundert an(Taf. 24).

An der Brüſtung der Orgelempore finden ſich in Verbindung mit dem landesherrlichen und dem ſtädtiſchen Wappen noch einige ſehr reizvolle Ornamentreſte der Frührenaiſſance(inſchriftlich von 1575), die leider teilweiſe zerſtört und aus dem Zuſammenhang geriſſen ſind, ſodaß ſie die urſprüngliche Kompoſition des reichge­ſchnitzten und bemalten Werkes kaum noch ahnenlaſſen(Taf. 22).

An der Nordſeite des Kirchenſchiffs zieht ſich eine Empore aus unprofiliertem Pfoſten⸗ und Balkenwerk hin, deren hohe Brüſtung in reicher Spätrenaiſſancearchitektur ausgebildet iſt(Taf. 23). Die in ihrer Mitte in langer Reihe angeordneten Ge­mälde werden durch Säulenpaare mit verkröpftem Sockel und Gebälk voneinander getrennt. Die 21 Ölgemälde in den quadratiſchen Füllungen ſtellen die Lebens- und Leidensgeſchichte des Heilandes dar. Die nicht ganz gleichartige Ausführung über­ſchreitet ſelten die Grenze des Handwerksmäßigen und Dekorativen.

Von dem ſpätgotiſchen Chorgeſtühl der Kirche, in zwei Reihen zu je acht Sitzen, vermutlich aus der Zeit nach 1474, ſind noch Teile erhalten, namentlich bedeutende Reſte der hohen, in durchbrochener Architekturform endigenden Seiten­wangen(Abb. 352). Sie enthalten im Mittelteil auf der Innenſeite die halblebens­großen Relieffiguren von Maria mit dem Jeſuskind(Abb. 352), Petrus mit Schlüſſel und Buchbeutel, Abraham mit Meſſer, Melchiſedek mit drei Broten und Buchbeutel. An der Vorderkante der Zwiſchenwangen des ſüdlichen Geſtühls ſind ſechs fein auf­gefaßte, etwas beſchädigte Köpfchen erhalten, von denen zwei in Abb. 352 wieder­

gegeben ſind. An dem nördlichen Chorge­ſtühl ſind dieſe Schmuckſtücke abgehauen. Im Süden wie im Norden fehlen die hohen hölzernen Rückwände, die den mittleren Chor­teil gegen den Umgang hin abſchloſſen. Reſte der alten Bemalung ſind ſtellenweiſe noch zu erkennen. Ein einfaches Geſtühl von fünf Sitzen aus der Renaiſſancezeit hat verzierte Seiten­wangen, von deren Ausſchmückung Abb. 353 zwei Beiſpiele gibt. Ebenfalls der Renaiſſancezeit gehört der einfache noch gut erhaltene Paſtoren­Abb. 355. Wuſterhauſen. ſtuhl an(Abb. 354). Wie er, iſt das ganze Taufſtein in der Pfarrkirche. Stuhlwerk der Kirche mit zierlichem Gitter­