Ruppin.
Wuſtrau , Dorf 9 km ſüdſüdöſtlich von Neuruppin . 582 Einwohner, Landgem. 736, Gutsbez. 1579 ha.
Das ſchön am Ruppiner See gelegene Dorf wird verhältnismäßig ſpät, in einer Urkunde vom 15. Dezember 1462, laut der Borges v. Lohe„wanhafftich to woſtrowe“ ein Abkommen mit dem Kloſter Lindow ſchloß, erwähnt. Doch der Urs ſprung der deutſchen Ortſchaft iſt in den Beginn des 13. Jahrhunderts zurückzuverlegen, d. h. in die Zeit, als das in kirchlicher Hinſicht von jeher eng mit Wuſtrau verbundene Fiſcherdorf Alt-Frieſack in ein Abhängigkeitsverhältnis zu dem gräflichen Schloß Altruppin kam. Die Ausſtattung mit etwa 50 Hufen, darunter 2 Pfarrhufen, deutet auf die deutſchen Siedler hin, die den ſlawiſchen, mit Ostrow= Inſeh zuſammenhängenden und in der Prignitz in der Form„Woſtrow“ vorkommenden Namen beibehielten(vgl. Brinkmann,„Wuſtrau “, 155. Heft der von Schmoller und Sering hgg.„Forſchungen“). Dem Regiſter von 1491 und Redorfers Landbuch von 1525 zufolge gab es in Wuſtrau drei Ritterſitze, und zwar gehörten 9 Freihufen den Lohe, 6 den Gühlen, ferner 9 Hufen den Zieten, von deren Vorfahren 1387 bereits ein Eggerd als zu Brunne anſäſſig genannt wird. Zur Zeit der erſten Viſitation von 1541 war Kerſten Merten Pfarrer, an Kommunikanten zählte man 90; das Inventar umfaßte u. a. eine Monſtranz und ein Viatikum(vgl. Riedel, Codex Vll, 255).
Während des Krieges wurde das Dorf 1638 durch die Kaiſerlichen unter Gallas niedergebrannt; die Lohe ſtarben aus und ſelbſt die Zieten mußten ihren Beſitz zeitweilig an ihre Gläubiger verpfänden, nur die Gühlen vermochten ſich zu halten. Doch ſchon um 1690 begann Joachim Matthias v. Zieten , der ſich mit Ilſabe Katherina, Tochter des Ruppiner Kreiskommiſſarius Hans Joachim v. Jürgaß auf Gantzer, vermählt hatte, das Werk der Wiederherſtellung, während das ehedem Loheſche Gut damals(1707) an die Rohr kam. Freilich hinterließ er bei ſeinem frühzeitigen Tode 1720 die Seinen immer noch in ſo kümmerlichen Vermögensverhältniſſen, daß der „Fähndrich“ Hans Joachim v. Zieten (geb. 14. Mai 1699) in einer Eingabe an den König vom 24. Februar 1722 ſich und ſeine„unerzogenen Schweſtern“ als „arme Wayſen“ bezeichnen mußte(Geh. Staatsarchiv, Rep. 22. 3880; Rep. 92, Beckmanns Nachlaß, Topogr. C. 35). Dieſelbe zähe Beharrlichkeit, gepaart mit kühner Unternehmungsluſt, die für ſeine militäriſche Laufbahn bezeichnend ſind, bewährte er auch in feiner Wirtſchaftsführung. Als Obriſter 1742 aus dem Schleſiſchen Krieg heimgekehrt, ging er an den Bau eines neuen Wohnhauſes, zu dem der König ihm die Bau⸗Materialien ſchenkte. Nach dem Siebenjährigen Kriege kaufte er die beiden anderen Rittergüter an. Durch feine militäriſchen Pflichten in Berlin zurück gehalten, ließ er den großen Beſitz durch ſeinen Schwager, Rittmeiſter Kühn, verwalten, mit dem er in eingehendem Briefwechſel die Bepflanzung von Sandſchollen mit„Kienäppeln“ u. dgl. mehr erörterte. Überhaupt war der General in der Hinſicht das Ebenbild ſeines Königs, daß er mit demſelben Eifer und derſelben vorausſchauenden Einſicht, als des Krieges Stürme ſchwiegen, ſich der Landwirtſchaft hin