Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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III
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Geographiſch⸗geologiſche Überficht, Ill

Brandenburg ſpielen ſie eine wichtige Rolle in Geſtalt einiger flacher Hügelrücken, die quer durch die weite Mulde zwiſchen den Höhen des Hohen Havellandes und der Zauche ſich hinziehen(vgl. geologiſche Karte, Skizze I und MD.

Dieſe Geländeformen fand das Eis vor, als es zum letzten Male den Boden Norddeutſchlands überdeckte. Die Strömung, die bei Brandenburg wirkſam war, kam in der Hauptſache durch die tiefe Mulde zwiſchen der Märkiſchen Schweiz und den Mecklenburger Höhen über Eberswalde . Sie kam alſo von Nordoſten und folgte naturgemäß der erzgebirgiſchen Mulde, von der oben die Rede war. Dagegen boten die herzyniſchen Höhen Hinderniſſe, die zwar nicht hoch genug waren, um das Eis beiſeite zu drängen, die aber doch die Strömung ein wenig ablenkten. Wo das Eis ſtärker ſtrömte, ſchürfte es den Talboden tiefer aus. Gegen dieſe Austiefung waren die Stellen hinter den herzyniſchen Rücken mehr geſichert. So bildete ſich eine Mulde in der Linie der Hauptſtrömung, in der ſich ſpäter beim Abtauen des Eiſes die Schmelzwäſſer zu einem langgeſtreckten See ſammelten. Der feine Schlamm der Schmelzwäſſer, der ſich in dieſem See ablagerte, iſt der mergelige Ton, den heute zahlreiche Ziegeleien zwiſchen Ketzin und Brandenburg unter dem Moor ab bauen. Die Moore aber haben ſich überall in den Vertiefungen gebildet, als das Eis fort war und das heutige milde Klima zu herrſchen begann. So bezeichnen die Moore und die unter ihnen liegenden Tonlager, wie ein Vergleich der Skizze l und IN der geologiſchen Karte zeigt, die Linien der ſtärkeren Eisſtrömung, und daß unmittelbar bei Brandenburg die Moorbildung am Havelufer fo ſehr zurücktritt, hängt damit zuſammen, daß hier teils der Rücken des Marienberges und ſeiner ſüdöſtlichen Fortſetzung die Strömung hemmte, teils die vorgelagerten Berge von Klein-Kreutz noch einen gewiſſen Schuß ausübten. Auch der Hügel, auf dem die Brandenburger Neu ſtadt erbaut iſt, wird einen merklichen Schutz gewährt haben, und die Sandzunge, die ſich in dieſem Schutze ſüdweſtlich von Brandenburg erhielt, war ſicher urſprünglich breiter als heute. Als ſpäter das Eis abtaute, nahm ein ſtarker Schmelzwaſſerſtrom von Lehnin durch den Rietzer See den Weg über Paterdamm und prallte dann gegen die Seite jener Zunge, die er dementſprechend annagte. Bei ſtarkem Waſſerandrange werden ſeine Fluten fie wohl auch überſtrömt haben(vgl. geologiſche Karte, Skizze lh. Im Gebiete dieſes Schmelzwaſſerſtromes finden wir keine Tonlager, da er zu raſch floß, um einen Abſatz feiner Teile zuzulaſſen.

Dagegen breiteten ſich in ſeinem ehemaligen Bette beim Eintritte wärmeren, feuchteren Klimas weite Moorbildungen aus, wie vor allem das Breite Bruch. Durch ſolche Moorbildung wurde auch der Rietzer See mehr und mehr eingeengt, vor allem aber der See, der ſich an Stelle der heutigen Havel zwiſchen Ketzin und Brandenburg ausdehnte. Rohrdickichte und hinter ihnen Moorwieſen ſchoben ſich immer weiter gegen die Waſſerfläche vor. Je enger dieſe wurde, um ſo ſtärker wurde die Strömung in ihr, ſchließlich in ſo hohem Maße, daß ſie ein weiteres Zuwachſen verhinderte. Dieſe zum Flußlauf eingeengte Waſſerfläche iſt die heutige Havel . Für die Bodenbildung in ihrer Nähe iſt es von Wichtigkeit, daß die Havel aus dem Flachlande kommt und ſo gut wie gar keinen Schlamm mit ſich führt.