Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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XVI
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XVI Stadt und Dom Brandenburg. (

Lande Heinrichs des Löwen oder Albrechts, der Markgrafen von Wettin oder der ſchleſiſchen Piaſten handeln, deutlich wahrnehmen, ſo beſonders die Verbindung zwiſchen einer Alt- und Neuſtadt und das Aufſaugen von Dörfern durch die jungen Städte.

In den Tagen Albrechts des Bären ſpricht man nur von einer einzigen urbs Brandenburg , wie aus dem Zollprivileg für Stendal erhellte. Als suburbium der urbs auf der Dominſel nennt Heinrich von Antwerpen den auf dem rechten Havel ufer gelegenen und urſprünglich wohl wendiſchen Ort Parduin oder Parduwin, der in den Urkunden bald villa, bald civitas oder villa forensis, in der Brandenburgiſchen Bistumschronik aber suburbium genannt wird.) Ebenſo wie Parduin find die am Waſſer belegenen Kietze wendiſche, ausſchließlich von Fiſchern bewohnte Siedelungen, die 1 insgeſamt darauf hinweiſen, wie verhältnismäßig ſtark bevölkert jene Gegend zur Zeit . des Vordringens der Deutſchen war. Um die Wende des 12. Jahrhunderts ſchälen ſich aus dieſem Chaos, das aber, wie das Beiſpiel der Meißenſchen Stadt Leisnig mit ſeinen mindeſtens fünf Anlagen zeigt, nicht vereinzelt iſt, drei feſt voneinander abgegrenzte, ſelbſtändige Bezirke heraus.

Die Dominſel, urſprünglich ein castrum und auch der Sitz eines vom Markgrafen ab hängigen Burggrafen, trug von der Mitte des 13. Jahrhunderts an ein ausſchließlich kirch­liches Gepräge, und ähnlich wie auf den Dom inſeln in Poſen und Breslau ſchalteten hier Kapitel und Prälat mit faſt unbeſchränkter Vollgewalt.

Die Altſtadt, die von jeher auf ihrer jetzigen Stelle lag,) war ein vielfach zuſammen geſetztes Gebilde, bei weitem nicht ſo einfach zu beſtimmen wie Dominſel und Neuſtadt. Hier, wo ein forum oder Markt beſtand, wo der J ö, ,. uralte Verkehrs- und Handelsweg von Plaue

i 3 BRANDBVRGENSIS. Kietz vorbei führte, wo eine uralte ſſaviſche Kultſtätte vorhanden geweſen, ſodann ein wichtiger Mittelpunkt der chriſtlichen Kirche entſtanden war, wo außerdem der Sitz eines ſlaviſchen Fürſten, zeitweilig auch eines chriſtlichen Biſchofs und Kapitels in nächſter Nähe lag, waren alle Vorbedingungen

) Vgl. Urk. von 1166, 1179, 1209, 1216, 1234 bei Riedel lll, 107, 412, 126, 133, 447; vgl. auch Curſchmann, Diözeſe Brandenburg, S. 369 ff.

2) Val, P. J. Meier, 38.= 40. Jahresber. des Hiſt. Vereins zu B, S. 1 23; über Kietze das Wort iſt von ſlav. Kyza= Haus herzuleiten vol. Guttmann, Brandenb Preuß. Forſch.(1897), S. 496 f.