Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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XVIII
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XVII Stadt und Dom Brandenburg .

heutigen Mühlendammes gelegen. Im Grundriß ähnelt die Neuſtadt, bei der der ſtädtiſche Charakter von vornherein mehr ausgeſprochen erſcheint als bei der Altſtadt, den damals neugegründeten Städten Braunſchweig und München . Sehr bezeichnend iſt, daß, wie zu­meiſt üblich bei den durch einen Gründungsakt entſtandenen Kolonialſtädten des Oſtens, die Pfarrkirche in unmittelbarer Nähe des Marktes liegt auch hierin im Gegenſatz zur Altſtadt. Die Neuſtadt erhob ſich auf einer

Abb. IX. Siegel der Neuſtadt, an Urkunden aus dem 14. Jahr⸗. ß S1Ache, mar vOn hundert im Stadtarchiv. Umſchrift: SIGILLUM ] BUR- Waſſer und Sumpf umgeben, daher GENSIUM NOVE CIVTATIS DE BRANDEN- leicht verteidigungsfähig, und trotz­BURkGH(Siegel der Bürger der Neuen Stadt von B.). dem trocken.)

Als ſicher läßt ſich wohl annehmen, daß die Neuſtadt, welche ja 1196 von dem Markgrafen Otto II. dem Erzbiſchof von Magdeburg zum Obereigentum aufgetragen worden war, mit Magdeburger Recht bewidmet wurde; auch ward nach Magdeburger Vorbild hier vermutlich ſchon zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Roland als Sinnbild kommunaler Privilegien errichtet.

Die zuerſt in den Urkunden von 1216, und zwar in der Redaktion B(vgl. Curſch­mann, S. 381), und 1241 als vetus bezw. antiqua, und nova civitas entgegentretenden Städte, die beide, wie auch aus gleichzeitigen Münzen im Kaiſer Friedrich Muſeum her­vorzugehen ſcheint, von vornherein befeſtigt waren, ſind in ihrem Geſamtcharakter durchaus verſchieden. Jene wurde von einer vorzugsweiſe Landwirtſchaft treibenden Bevölkerung bewohnt. Dieſe, von der ſpäter ſich entwickelnden Heer- und Handelsſtraße Magdeburg ieſar Berlin durchzogen, trieb hauptſächlich Handel und hatte nur wenig Ackerland zur Verfügung. Mochte dann auch die Neuſtadt im Laufe der Zeit die Altſtadt weit überflügeln, der Nimbus alt⸗-geſchichtlicher Über­lieferung verblieb dieſe! Hier hatte Albrecht der Bär nach Jakzos Flucht ſein Siegeszeichen errichtet, und diesedes episcopalis wurde zur civitas vetus gerechnet, wie aus der Urkunde des Markgrafen Ludwig vom 23. Februar 1324 erhellt. Aus dieſen Beziehungen zwiſchen Altſtadt und Dominſel erklärt es ſich, daß der Glanz des Biſchofsſitzes

) Vgl. über die ähnliche Lage pommerſcher Städte Deecke im IX. Jahrb. der Geogr. Geſ. zu Greifswald (1905); ferner Fritz, Deutſche Stadtanlagen(Straßburg i. E, Progr. 1894) über die märkiſchen Rolande vgl. Sello, Monatsbl. der Brandenburgia , November 1963.