Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
XXI
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Geſchichtliche Einleitung. XXI

auch noch in den Strudel der großen Politik hineingeriſſen, wiſſen ſich jedoch mannhaft zu behaupten, geſtützt auf den Kranz ihrer Befeſtigungen, die den Bürgern bereits 1229 ermöglichten, während der Fehde der Askanier mit dem Magdeburger Erzbiſchof beiden Parteien den Eingang in die Stadt zu verwehren.

Nach dem Tode der beiden einſt in ihrer Jugend 1231 in Brandenburg zu Rittern geſchlagenen Markgrafen Johann und Otto III. trat 1268 eine Teilung der Marken ein, und zwar erhielt die Salzwedler oder Ottoniſche Linie die Neuſtadt, während die Altſtadt der Johanniſchen oder Stendalſchen zufiel. Daher ſchieden ſich jetzt vielfach die Wege der beiden Städte. Biſchof Volrad, um 1296 durch päpſtliche Proviſion berufen, lag im heftigſten Streit mit den Markgrafen der Salzwedler Linie wegen der Vogteigerechtſame und der Abgabenpflicht der geiſt lichen Untertanen. Der Biſchof, unterſtützt von ſeinem Havelberger Amtsbruder, ſchleuderte 1302 den Bannſtrahl gegen die Markgrafen, und belegten ihre Lande mit dem Interdikt. Brandſchatzungen waren die Antwort. 1304 verſöhnte ſich Volrads Nachfolger Friedrich mit Otto IV. bei einer Zuſammenkunft in der Altſtadt. Der Askanier zahlte 1000 Mark Silber , behauptete aber das Zehntrecht. Nach Ottos Tode 1308 betonte die Neuſtadt, daß ſie ſich verpflichtet halte, dem unmündigen Mark grafen Johann V. von der Salzwedler Linie mit Rat und Tat beizuſtehen, eine Erklärung, die auf Waldemar(Stendaler Linie) gemünzt war, der den jungen Fürſten in ſeine Gewalt zu bringen verſuchte. Dieſe drohend feſte Haltung der Neuſtädter, die im ſelben Jahre mit der Altſtadt ſowie mit Berlin-Kölln einen Vergleich zur Auf­rechthaltung des Landfriedens abſchloſſen, hatte mit zur Folge, daß Waldemar die Rechte ſeines 1314 volljährig gewordenen Mündels Johann anerkannte. Nach dem Tode Johanns 1317 und der Übernahme ſeiner Lande durch Waldemar hörten dieſe Weiterungen auf.

In den erſten Jahren der ſeit 1323 herrſchenden Wittelsbacher kam es zu einer zwieſpältigen Biſchofswahl: der markgräfliche Kandidat Heinrich von Barby ſtand dem mit dem Papſt eng verbundenen Halberſtädter Domherrn Ludwig von Neuendorf gegenüber. Die Bürger beider Städte nahmen für die Wittels­ bacher Partei und zogen ſich dadurch den Haß des Biſchofs Stephan von Lebus zu, deſſen Sitz Göritz ſie zuſammen mit den Frankfurtern 1326 zer­ſtörten. Zur Strafe wurden ſie mit dem Banne belegt, der bis 1335 auf ihnen laſtete. Natürlich litt das Domkapitel ſehr unter den unruhigen Zeit läuften und klagte über die Schulden, die es bei Juden hatte machen müſſen. Im Jahre 1348 ging Brandenburg mit den meiſten anderen Städten der Mark zum falſchen Waldemar über, der mehrfach in der Neuſtadt weilte, die Privilegien der Altſtadt im weiteſten Umfange beſtätigte und ihr ſogar erlaubte, ſich für den Fall, daß er ſeine Verſprechungen nicht hielte, einen anderen Herrn zu wählen. Von Brandenburg iſt die Erklärung vom 6. April 1349 datiert, durch die ſich 36 Städte einſchließlich der Alt- und Neuſtadt verpflichteten, nach Waldemars Tode die Nachfolge der anhaltiſchen Fürſten anzuerkennen. Während dieſer Wirrniſſe ſchloſſen die Biſchöfe Burchard von Havelberg und Dietrich von Brandenburg ein