ſtratenſer den Vorwurf der Rückſtändigkeit gemacht hat. Dieſe dürfte ſich vielmehr allem Anſchein nach in vielen Fällen nicht als Unvermögen, ſondern als ein be: wußtes Feſthalten an altehrwürdigen Überlieferungen bezw. als abſichtliches Zurückgreifen auf ältere einfache Entwicklungsformen herausſtellen.
Im übrigen ſtanden die Prämonſtratenſer unter dem damals mehr und mehr an Bedeutung gewinnenden franzöſiſchen Einfluſſe, der durch das ſüddeutſche Kloſter Hirſau von dem tonangebenden Cluny nach Deutſchland übertragen worden war. Auch die Losſagung der ſächſiſchen Cirkarie des Ordens vom Mutterkloſter konnte dieſen nicht aufheben..
Vielleicht durch Vermittlung von Oberzell bei Würzburg hatte die Hirſauer Bauweiſe in St. Marien zu Magdeburg , dem Mutterkloſter der ſächſiſchen Cirkarie des Prämonſtratenſerordens, Wurzel gefaßt und weiterhin der Kirche zu Jerichow zu ihren nachträglich angefügten Nebenchören ſowie durch die Vorliebe der Hirſauer für die Säulen zu ihren aus Backſtein aufgemauerten Säulen verholfen.) Auch in Süddeutſchland , in Böhmen und am Rhein ſehen wir die Prämonſtratenſer den Hirſauer Baugewohnheiten Folgſchaft leiſten, und ſo werden uns mehrere der Eigen— heiten, welche der Entwicklung der kirchlichen Architektur unter Cluny und Hirſau angehören, im Folgenden auch an den älteren Kirchen der Stadt Brandenburg begegnen.
Das älteſte Bauwerk von Stadt und Dom Brandenburg iſt unſtreitig der ſchlichte ernſte Weſtbau der Gotthardtkirche(Tafel 2). Nach Anlage und Aufbau ſteht dieſer Weſtbau mit ſeinen zwei Türmen ſchon ganz auf der chriſtlichen Bauuberlieferung und dem damaligen Stande der Entwickelung des deutſchen Kirchenbaues, ja es unterliegt keinem Zweifel, daß ſeine Planung im beſonderen den Jüngern Norberts angehört, deren Einfluß im Lande, wie wir ſahen, unbeſtritten war und deren ſonſtigen Baugewohnheiten er vollſtändig entſpricht. Zeigt er doch die bei ihren Kirchen ſo oft wiederkehrende Anlage eines Zwiſchenbaus zwiſchen zwei weſtlichen Türmen, der unten eine geräumige Vorhalle und darüber den Engelchor enthielt. Die geringen Spuren einer breiten Fenſtergruppe im oberſten Geſchoß des Zwiſchenbaus deuten noch auf ihre altertümlich ſächſiſche Gewohnheit, dieſen nicht in einem Stirngiebel, ſondern in ſchlichtem, querliegendem Satteldach endigen zu laſſen, wie wir es an den Prämonſtratenſerkirchen von Jerichow , Ilben ſtadt , Steingaden , Tepl , Veſſera und anderen finden.— Im Zuſammenhange mit dieſer Sattelſtellung ſteht der wenn auch nur ganz geringe Rückſprung des Mittel baus, der die Türme im Grundriß ein wenig hervortreten läßt. Dieſe Gruppierung der Weſtfront erweiſt ſich demnach bereits als die Schlußbildung jener Entwicklung der Weſtteile, die oben(S. LX) ſkizziert wurde. Die zweitürmige Weſtfront war übrigens ein Ideal der Hirſauer Baumeiſter. Sie iſt hier, wie man ſieht, mit einer künſtleriſchen Klarheit in den Grundzügen gegliedert, die z. B. den Kirchen von Leitz kau und Jerichow noch abgeht, da ſie im Feſthalten am Vorbilde des ſächſiſchen