Unter den ſpäteren Schreinaltären Brandenburgs ſind die geſchnitzten in der Mehrzahl gegenüber den ausſchließlich gemalten. An den Außenſeiten der Schreintüren läßt ſich die Malerei ihre alten beſonderen Anrechte nicht ſtreitig machen, doch ſind dieſe äußeren Malereien wie auch ſonſt gewöhnlich von geringerem Werte. Nur ein einziger frei aufgelöſter architektoniſcher Aufſatz für den Schrein findet ſich in der Katharinenkirche(Abb. 37). Die Baldachinarchitektur dient innerhalb der Schreine als niedriger Fries am oberen Rande und als Trennung der Geſchoſſe, deren faſt durchgehend zwei vorhanden ſind. Doch findet ſich gelegentlich auch eine Betonung der Mitte durch eine über beide Stockwerke hinragende Niſche, die eine große Standfigur aufnimmt. Der frühere Hauptaltar der Gotthardtkirche zeigt, wie in der Renaiſſancezeit die Malerei von neuem überwiegt.— Bei der Fülle von Altären, die das Mittelalter in Brandenburg hinterlaſſen hat, kann es nicht wundernehmen, daß die ſpäteren Jahrhunderte auf dieſem Gebiete faſt ganz tatenlos blieben.
Plaſtik.
Die Steinplaſtik war durch den Mangeleines geeigneten Naturſteins in Branden burg ungünſtig geſtellt. Wohl hauptſächlich aus dieſem Grunde erklärt ſich die geringere Zahl ihrer Werke, von denen wir nicht einmal wiſſen, ob ſie in Brandenburg entſtanden ſind.
Die Bildhauerei ſetzt mit den noch etwas ſteifen Verzierungen der romaniſchen Architektur des Domes ein. Die zaghafte, unreife Art der Modellierung haben mit den Langhauskämpfern auch noch die erſten Kapitellbildungen des Kryptaeinbaus gemein. Aber während ſeines Verlaufes tritt für die Apſis und Freiſäulen plötzlich eine vorzügliche Kraft auf den Plan, voll Phantaſie und Sorgfalt der Technik, welche das ſpätromaniſche Blatt- und Palmettenwerk mit vollendeter Anmut und ſchwellender Fülle frei und ſchwungvoll gibt, ja ſogar in das Gebiet der Hrotesken in faſt vollrunder Darſtellung übergeht. Von dieſer Hand entſtehen Kapitellbildungen, deren Schönheit in Brandenburg auch ſpäter nicht übertroffen wird, allen voran das prächtige Würfelkapitell mit den vier gewappneten Grotesken(Abb. 168). Hier ſowie in den vier Evangeliſtenſymbolen und den Sinnbildern der vier Elemente an Kapitellen der Apſis(Abb. 167 oben) tritt bereits das Gegenſtändliche in den Vordergrund. Noch weiter geht man darin bei den derben Schildereien an einigen Kämpfern des öſtlichen Kreuzgangs, die z. T. durch Ungebundenheit des Inhalts erſetzen, was ihnen an Schönheit der Form abgeht. Andere Kapitelle unmittelbar daneben an denſelben Jochen des Kreuzganges weiſen hingegen den beſcheidenen Anteil auf, den Branden burg an der um dieſe Zeit allgemein zu hoher Blüte emporſchnellenden frühgotiſchen Laubwerkplaſtik hat. Die ſo ſehr verſchiedenartigen Vorwürfe und Behandlungsweiſen erklären ſich teils aus dem Charakter der Übergangszeit, teils aus den verſchiedenen Materialien von Sandſtein und Backſteinmaſſe, die nebeneinanderher verwendet wurden.
Das 14. Jahrhundert bringt dann in dem Frieſe der Taufe die erſten figürlichen
Darſtellungen. Sie wurden leider ſtark erneuert, ſo daß über ihren Wert und Charakter