Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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LXXXV
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Kunſtgeſchichtliche Überſicht. LXXXV

Kannen und Humpen, teils als getriebene Arbeit an Buchdeckeln und Altargeräten ſowie an einem Biſchofsſtab im Dom. Nach allem was wir vom Betriebe dieſer Technik im Mittelalter wiſſen, darf auch hier angenommen werden, daß die Mehr: zahl dieſer Gegenſtände nicht in Brandenburger Werkſtätten, ſondern von umher­ziehenden Gießern gefertigt oder von auswärts bezogen worden iſt. Zu den wert­volleren Stücken der erſten Gattung zählen außer den Glocken die noch rein romaniſche Taufe in St. Gotthardt (Taf. 9), die prächtige gotiſche in der Kathrinenkirche(Abb. 39) und die als kniende Engel geſtalteten Altarleuchter im Dome(Abb. 194). Beſonders hingewieſen ſei auch auf die phantaſtiſch aufgebauten zinnernen Gildehumpen im Beſitz des Hiſtoriſchen Vereins. Von getriebenen Stücken ragen der Deckel des Epiſtolars im Dome ſowie einige Kelche in St. Pauli und Katharinen hervor. Auch von den zahlreich verbreiteten getriebenen Meſſingbecken, welche als Taufbecken verwendet wurden, ſind ſtattliche Stücke nach Brandenburg gekommen.

Erwähnenswerte Schmiedeeiſenarbeiten ſind neben einigen ſchönen Stücken in der Wredowſchen Sammlung die fein ziſelierten frühgotiſchen Beſchläge des Drei­giebelſchrankes in der Domſakriſtei, die Herbergsſchilder in der Wollenwebergaſſe und im Hiſtoriſchen Verein, ſowie die Gitter am Wieſikeſchen Haufe und an dem Erb­begräbnis bei St. Nikolai.

Malerei.

Unter den Werken der Malerei nehmen zunächſt einige Bruchſtücke monumentalen Wandſchmucks unſere Beachtung in Anſpruch. Die noch dem 13. Jahrhundert angehörigen ornamentalen Reſte in St. Nikolai ſind freilich kaum als Kunſtleiſtungen im eigentlichen Sinne zu bezeichnen. Beſſer ſind die gut gezeichneten Frieſe in der Höhe der Gewölbeanfänge der Bunten Kapelle am Dome(Abb. 219 u. 220), von deren weiterer urſprünglicher Ausmalung uns leider keine zuverläſſigen Spuren geblieben ſind. Auch die anziehenden kleinen figürlichen Umrißbilder im frühgotiſchen Hauſe der Neuſtadt entſtammen noch dem 13. Jahrhundert. Sie erinnern zu ſehr an die in gleicher Technik ausgeführten Bildnisfiguren im Kreuzgange des Magdeburger Domes, um nicht eine vorbildliche Einwirkung von dorther anzunehmen. Erſtaunlich iſt die Anſpruchsloſigkeit der hier angewendeten Mittel, die auf Farbe vollſtändig verzichtet und andererſeits ſelbſt in dieſer beſcheidenen Aufgabe ein hohes Streben nach Monnmentalität bekundet. Aus den ſpäteren Zeiten des Mittelalters find nur wenige zerſtreute Reſte im Dome, St. Katharinen*), St. Johannis, St. Gotthardt und im Dorment von St. Pauli erhalten. Auch die neuere Zeit bietet außer der v. Saldernſchen Wanddekoration an der Nordwand von St. Gotthardt an Malereien nichts Nennenswertes.

1) Hier wurden zu den ſchon früher ſichtbaren Reſten einer Golgathadarſtellung an der nördlichen Chorwand gelegentlich der Wiederherſtellung des Innern i. J. 1911 noch weitere Wand⸗ und Gewölbe­malereien aufgedeckt. Sie gehören dem Anfange des 15. Jahrhundert an. Einige Proben geben die bei­ſtehenden Abbildungen XXXVII- XL.