Kunſtgeſchichtliche Überficht, LXXXVII
und Vorſtellungen, welche
dieſe heilige Stätte er
füllte, einen würdigen
ſichtbaren Ausdruck zu
verleihen. Die Malerei,
durch die mauerauf
löſende Tendenz der
gotiſchen Bauweiſe ohne
hin in ihrem bisherigen
Schaffensfeld geſchmä—
lert, kam dieſem Streben
mit ihren inzwiſchen be
deutend vervollkommne
ten Leiſtungen hilfreich
entgegen. Sie eroberte
ſich im Verein mit der
Schnitzkunſt raſch den
bedeutungsvollſten Ge
genſtand der ganzen
Kirchenausſtattung und
entfaltete an ihm den
ganzen Reichtum ihres Abb. XXXVIII. Wandmalerei in der Katharinenkirche Geſtalten⸗ und Farben⸗(Maria mit dem Kinde).
kreiſes. Jener alteſte(nach einer Aufnahme des Architekten Blaue). Brandenburger Altaraufbau bekundet durch ſeine Herkunft aus einem der früheſten zunftmäßigen Kunſtzentren des Mittelalters, nämlich Prag , wie die Verbreitung der Flügelaltäre gerade durch den Aufſchwung der Tafelmalerei gefördert wurde.
Der böhmiſche Einfluß, welcher ſich bei dieſem Altar in entſchiedener Weiſe geltend machte, beruhte nicht allein auf der allerdings gerade damals dominierenden Bedeutung der böhmiſchen Künſtler, ſondern, wie die politiſchen Verhältniſſe es nahe legen, auf mancherlei Beziehungen zwiſchen der Mark und Böhmen . Beides war nicht von Dauer, und ſo blieb dieſe Erſcheinung auch unter den Kunſtwerken Brandenburgs vereinzelt, ja ganz ohne weitere Nachwirkungen. Durch das ganze 15. Jahrhundert beherrſchen deutſche Schulen das Feld der Tafelmalerei wie der Schnitzerei.
; Der gegenſtandloſe, einfarbige, meiſt in Gold gehaltene Hintergrund, gegen den ſich die Figuren umſo vollfarbiger in faſt harten Umriſſen abſetzen, zeichnet den älteren ſtrengen Stil aus. Zu ihm geſellt ſich meiſt eine liebevolle, höchſt ſorgfältige Behandlung nicht nur der Köpfe, ſondern auch der Gewänder, der Kleidung, Rüſtung und alles Beiwerks, bei denen reiche Stoffmuſter, feiner Goldaufputz und Schrift keine unerhebliche Rolle ſpielen. Die Treue in allen dieſen Dingen, die ſpröden, z. T. noch unbeholfen wiedergegebenen Formen, der im übrigen ſchlichte