Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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LXXXIX
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Kunſtgeſchichtliche Überficht. LXXXIX

XL. Wandmalerei in der Katharinenkirche(nach einer Aufnahme des Architekten Blaue).

behälter nötig hatte. So wurde der Schrein zum einfachen Tafelaufbau. Der Inhalt dieſer Tafelmalereien zeigt ähnliche Neuerungen wie die Reliefs der ſteinernen Epitaphien: ſtatt Schildereien aus dem Heiligenleben ſolche aus dem alten und neuen Teſtament. Auch ihr künſtleriſcher Charakter iſt verändert. Um dieſe Zeit ſcheint es vornehmlich die damals in Norddeutſchland an Bedeutung gewinnende ſächſiſche Schule geweſen zu ſein, deren Richtung und Art ſich allgemein und daher auch an den Altären geltend machte, wenn wir dabei auch an ſo hervorragende Werkſtätten wie die des Lukas Cranach kaum jemals denken dürfen. So begegnet uns als Künſtler des Hauptaltarbildes von St. Gotthardt ein Leipziger Maler namens Wilhelm Gulden..

Ein weit größeres Feld der Betätigung als an den wenigen damals neu er; richteten Altären findet die Malerei indeſſen nun an den hölzern en Epitaphien, welche bald nach Einführung der Reformation Gegenſtand zahlreicher Stiftungen wurden und in manchen Kirchen, wie z. B. St. Gotthardt, durch ihre große Anzahl und ihren beträchtlichen Umfang an dem Eindruck des geſamten Innern einen ſehr weſentlichen Anteil gewannen. Alle ſind in ziemlicher Höhe hängend an Wänden und namentlich an den freiſtehenden Pfeilern angebracht. Durch ihre Kompoſition geht ein ziemlich gleichförmiger Zug. Sie beſtehen im weſentlichen aus vier Hauptteilen: einem konſol­artigen Beginn, einem niedrigen predellenartigen Querſtück, einem mittleren Haupt­