Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Topographie. XCVII

fürſten war, einen gewiſſen Ruf genoſſen haben, ſo daß ihn König Otto J. für würdig

hielt, ihn zum Mittelpunkt eines weitausgedehnten Bistums zu machen.

Eine uralte Heerſtraße führte von Magdeburg her gen Nordoſten ins Slaven land. Sie zog ſich ſüdlich vom Plauer See und der unteren Havel nach der Inſel. In ihrer von hier zunächſt nördlich gerichteten Fortſetzung überſchritt ſie zwei in den urkundlichen Nachrichten zuweilen als Lanken bezeichnete Nebenarme der Havel , den ſüdlicheren, durch die Ausläufer des Marienberges ſüdwärts gelenkten bei der ſpäteren Burgmühle, den nördlichen, in den Beetzſee mündenden, bei der Krakauer Mühle. Das Dorf, welches dieſer den Namen gab, war ihr nächſtes Ziel; von hier lief ſie nun mehr auf feſtem Boden in nordöſtlicher Richtung nach der Gegend des ſpäteren Berlin zu. Dieſe Landſtraße erhielt um ſo größere Bedeutung, als die Havel wegen ihres eigentümlich gebogenen Laufes für einen weitreichenden Schiffahrtsverkehr in dieſer Richtung ungeeignet war.

Bei der Gründung des Bistums i. J. 948 war dem Domſtift der nördliche, breitere Teil der Inſel als Beſitz zugewieſen worden. Die Anlage der biſchöflichen Kathedralkirche und der zugehörigen Stiftsgebäude rief im Zuge jener Straße innerhalb der Inſel eine leichte Abſchwenkung nach Nordoſten hervor. Sie führte hier die Bezeichnung Großer Domkietz. Sſtlich vom Kloſter, durch die Straße von dieſem getrennt, finden wir die kleinen hufenloſen Grundſtücke der Fiſcher, die von jeher einen weſentlichen Beſtandteil der Bewohnerſchaft der Inſel bildeten. Ihr ſüdlicher, im landesherrlichen Beſitz gebliebener Teil trug den Namen Markgräflicher Kietz oder Woltitz, bis ihn i. J. 1319 die Neuſtadt erwarb und ihn Neuſtädter Kietz nannte. Er lag vor derurbs Brandenburg zur Rechten, wenn man von dieſer zur Neuſtadt ging, und bildete 1378 eine für ſich abgeſchloſſene Gemeinde mit eigenem Schultheiß

und Schöffen. . Die urſprüngliche Lage des Kloſters im Norden der Inſel, ſein Umfang und ſeine Grenzen ſind durch die Jahrhunderte ſeines Beſtehens im weſentlichen die gleichen geblieben. Sie werden im Abſchnitt Dom Brandenburg (S. 323f) auf Grund des urkundlichen Materials beſchrieben.

An der Inſel oder doch an gewiſſen Teilen derſelben blieb bis gegen die neueſte Zeit der Name Burg B. haften. Sie bildete eine von der Natur ſo begünſtigte Waſſerfeſte, daß im frühen Mittelalter zu ihrem Schutze eine künſtliche Befeſtigung kaum nötig war. Die wenigen Vorkehrungen, welche zur Zeit der Wenden dieſem Zwecke gedient haben mögen, waren gewiß einfachſter Art und entbehrten ohne Zweifel maſſiver Werke. Indeſſen führte der Ort von Alters her die Bezeichnungen urbs und castrum und i. J. 1179 legte Markgraf Otto J. dem Domkapitel auf, an der gemeinſamen Befeſtigung der Stadt(communi aedificatione urbis Br.) mitzuwirken. Die Urkunde von 1238 über den Vergleich zwiſchen Biſchof und Markgrafen ſetzt andrerſeits noch den Fall:wenn es ſich ereignen ſollte, daß die urbs B. befeſtigt werden müßte, und ſcheint damit anzudeuten, daß ſie es noch nicht war. Das Dom­kapitel wurde damals zur Befeſtigung ſeines Teiles derurbs verpflichtet. Indeſſen erhielt die Inſel höchſtwahrſcheinlich niemals eine umfaſſende Befeſtigung mit Ring­

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. II. 3. Stadt und Dom Brandenburg . VII.

Heerſtraße über die Inſel.

Der Domkietz.

Der Woltitz.

Das Kloſter.

Burg Branden­burg.