Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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CIV
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Der Marien­ berg .

Nördliche Um­gegend.

Südliche Um

gegend.

Cl V Stadt und Dom Brandenburg .

erhaltenen, maſſiv erbauten mittelalterlichen Ziegelſcheune am Nordrande des Kietzes und nahe dem Graben, der das Waſſer des Beetzſees in den Stadtgraben(Syndikats­graben) leitete. Sie ſtand ſo in unmittelbarer Verbindung mit dem See; hingegen mußten alle Lehm- und Kornſchiffe der Neuſtadt unter der Krakauer Brücke hin­durchfahren und der Rat wachte eiferſüchtig über deren Freihaltung. Seit 1324 gehörte zur Altſtadt auch die am Nordoſtende desalten Dammes belegene Krakauer Mühle.

Der ehemalige Harlunger⸗, ſpätere Marienberg fällt nach Süden ſteiler, auf der Nordſeite allmählich ab. Ihn krönte nach dem Triglavheiligtum ſeit Mitte des 12. Jahrhunderts die der Maria geweihte Wallfahrtskirche. Mit ihren vier Türmen überragte ſie bis ins 18. Jahrhundert die Stadt als ein Wahrzeichen. Zu ihr wurden mehrmals im Jahre Wallfahrten veranſtaltet und in ihrer unmittelbaren Nähe lag das Prämonſtratenſerkloſter, von deſſen Grundmauern neuerdings geringe Reſte zu tage gekommen ſind. An der Stelle der Marienkirche erhebt ſich heute das in den Jahren 1874 bis 1880 von Hubert Stier ausgeführte Kriegerdenkmal. Die Abhänge des Berges umkränzten im Mittelalter auf der Südſeite wohl die früheſten Wein berge der Mark, die bereits 1173 erwähnt werden, während ſich im Weſten und Norden ergiebige Gruben für Ziegelerde befanden, die urſprünglich der Altſtadt ge hörten, um deren Ausbeutung die beiden Schweſterſtädte aber wiederholt(4321 und 1416) in Streit gerieten.

Auf der Nordſeite der Altſtadt vor dem Rathenower Tore befand ſich die alte Gerichtsſtätte des Stadtſchulzen. Die Wieſe, welcheam ußstalle gelegen war, auch Richterwieſe genannt, hatte von jeher den Schulzen(praefecti)h oder Stadtrichtern gehört, zuletzt der Familie Rauch, die das Schulzenamt durch Jahrhunderte bekleidete. Im Jahre 1536 verkaufte ſie die Wieſe an den Rat der Stadt. Bis 1420 beſaß dieGemeine hier auch eine Pferdeweide, die beſonders zur Zeit des Jahrmarktes am Tage der Geburt Mariä den Pferden der Säfte, die anderwärts nicht unterge­bracht werden konnten, über Nacht zum Aufenthalte diente und eingehegt war. Aus derNachtheininge wurde im Jahre 1718 ein Exerzierplatz gemacht. Ihm nord. wärts benachbart war die Schützenwieſe nebſt Schützenhaus, unweit deſſen im Jahre 1594auf der Meſſinge der Altſtadt ein neuer Pferde- und Viehmarkt gewährt wurde. Weiterhin am Weſtufer des Beetzſees folgt ſchließlich das Gut Maſſowburg.

Im Südweſten vor dem Plauer Tore lag das Dorf Luckeberg, das ſchon im 12. Jahrhundert genannt wird. Zu Büſchings Zeit bewahrte dasLuckeberger Feld noch das Andenken ſeines Namens. Seine anſehnliche Dorfkirche iſt bis heute in der Friedhofskirche St. Nikolai erhalten.

Ob am Fuße des Harlunger Berges vielleicht auch der Ort Harlungathe zu ſuchen iſt, deſſen Prieſter Walther in der Urkunde des Jahres 1195 Riedel VIII, S. 122) genannt iſt, bleibe dahingeſtellt.

Zur Entſtehung einer Vorſtadt kam es im Süden der Stadt im Mittelalter nicht, doch lag hier noch das Gertraudenhoſpital nebſt Kapelle, das 1544 nach dem